Hexenprozesse und Geistesstörung : psychiatrische Untersuchungen / von Otto Snell.

  • Snell, Otto.
Date:
1891
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Credit: Hexenprozesse und Geistesstörung : psychiatrische Untersuchungen / von Otto Snell. Source: Wellcome Collection.

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    unerhört waren. Er wurde daher zweimal durch die Inquisition wegen Ketzerei und Zauberei verfolgt; doch gelang es ihm, mit Hilfe mächtiger Beschützer sich zu retten. Nach seinem Tode wurde er verurteilt und in effigie verbrannt. Auch Gerbert von Auvergne, der unter dem Namen Sylvester II. Papst wurde, Johannes Sanguinacius und Cecco von Asculo gerieten durch ihre naturwissenschaftlichen Forschungen in den Verdacht der Zauberei und wurden deshalb verfolgt. Sogar Aristoteles entging nicht dem Schicksale, dass seine Schriften 1209 auf Befehl des Konziles zu Paris öffentlich verbrannt wurden. Von Albertus Magnus (1193 —1280) erzählte man, dass er fünf Jahre vor dem Tode seine ganze Weisheit freiwillig wieder vergessen habe, um eines christlichen Todes sicher zu sein. Durch diese Umstände wurde die Kirche dazu geführt, die Lehre von der schwarzen Magie, dass heisst von der Kunst, mit Hilfe des Teufels Übernatürliches zu vollbringen, weiter auszubilden und mit der Ketzerei in engsten Zusammenhang zu bringen. All- mählich kam man zu der Annahme, dass jeder, der dem Teufel an- hänge, von diesem auch zur Ausführung von allerlei Schandthaten, wie z. B. Töten und Schädigen von Menschen und Vieh, Ver- derben der Saaten und dergl. angeleitet werde, und zwar sollten diese Schädigungen mit Hilfe der Zauberei geschehen. Es kam also so weit, dass man nicht nur in jedem Zauberer einen Ketzer, sondern auch in jedem Ketzer einen Zauberer sah. Bald nach der Einführung der Inquisition hatte es sich heraus- gestellt, dass dieselbe mit dem bis dahin üblichen Prozessverfahren nicht viel ausrichten konnte. Nach dem Satze, dass wo kein Kläerer ist, auch kein Richter sei, hatte man bisher zur Einleitung der Unter- suchung einen öffentlichen Kläger gebraucht. Dieser war aber bei den Ketzerprozessen oft schwer zu finden, und auf keinen Fall durfte man hoffen, auf diese Weise die Ketzerei vollständig auszurotten. Man ging daher zu dem viel wirksameren Inquisitionsprozesse über, der sich dadurch auszeichnete, dass ohne einen Ankläger auf Grund eines blossen Verdachtes oder einer geheimen Anzeige eingeschritten werden konnte, dass die Namen der Zeugen geheim gehalten wurden, dass die Anwendung der Folter fast ganz in das Belieben der Richter gestellt, und dass der Überführte durch das Feuer hingerichtet wurde. Die Grausamkeit und Willkür dieses neuen Verfahrens machten nun den Ketzerprozess rasch sehr unbeliebt und von vielen Seiten