Vorträge über die Cholera gehalten in Zürich am Ende des Sommer-Semesters 1854 / von Hermann Lebert.

  • Lebert, Hermann, 1813-1878.
Date:
1854
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Vorträge über die Cholera gehalten in Zürich am Ende des Sommer-Semesters 1854 / von Hermann Lebert. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    51/64 (page 49)
    dies von manchen Seiten her geschehen ist, zu verbieten, ist nicht bloss in allen Verhältnissen unnütz, sondern auch für die Bewohner der Küsten und der Nähe des Meeres unausführbar. — Dass Gemüse im Allg-cmeinen weniger nahr- haft sind, als animalische Nahrung- ist wohl bekannt. Indessen die vegetabili- sche Nahrung ist doch die weitaus verbreitetere. Wo sie mit animalischer ab- wechseln kann, ist dies allerdings besser, indess unter dem Volke ist dies sel- ten der Fall. Ausserdem finden wir auch unter den Frauen der Avohlhabenderen Bevölkerung gar viele, welche eine mehr vegetabilische Kost lieben. Es ist nur zu bemerken, dass die Wurzelgemüse und die mehr Stärkmehl haltigen zur Zeit der Epidemie den grünen Gemüsen, namentlich den Kohlarten vorzuziehen sind; Kartoffeln in allen Formen, natürlich nicht in zu grosser Menge, selbst die so sehr verpönten Hülsenfrüchte sind durchaus nicht vom Tisch zu verbannen, und können sie als Nahrung der ärmeren Volksklassen durchaus nicht proscribirt werden. Salat darf natürlich verhältnissmässig nur in geringer Menge genossen werden. Während Birnen, Aepfel, Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Weintrauben in massiger Quantität genossen, durchaus nichts schaden, ist mit dem Gebrauche der Pflaumen und Zwetschgen, der Gurken und Melonen grosse Vorsicht anzuwenden. Die zur habituellen Diarrhoe Geneigten und an Dyspepsie Leidenden thun freilich gut, während der Epidemie Gemüse und Früchte im Allgemeinen in geringer Quantität zu geniessen, oder zu mei- den. — Milch und Eier unter den verschiedensten Formen sind gute Nah- rungsmittel. Jede zu fette oder saure Bereitungsart der Speisen ist zu vermei- den, während im Allgemeinen in der Cholera etwas stärker gewürzt werden kann, als in andern Zeiten. Als Getränke sind die gewöhnlich gebräuchlichen, wie Thee, CaflTee, Bier und Wein keineswegs zu verbieten. Für zur Diarrhoe Geneigte ist Chocolade oder Eichelcaffee vorzuziehen und von Wein besonders die französischen RothM^einc. Die stärkeren Weine, wie Porto und Madeira sind nur in geringer Menge anzurathen. Dasselbe gilt von den geistigen Ge- tränken. Vou letzteren habe ich das Kirschwasscr in Thee des Abends in mei- ner Privatpraxis in Paris zur Zeit der Epidemie von 49 viel empfohlen, ein Theelöffel für eine Tasse ist hinreichend. Viel Back- und Zuckerwerk ist zu jeder Zeit, noch mehr in der Cholera, eine unpassende Nahrung. Die Hauplregel ist im Allgemeinen sehr massig im Essen und Trinken zu sein. In der Qualität muss je nach dem Zustand der Verdauungsorgane und den socialen Verhältnitsen der Individuen, eine grosse Mannigfaltigkeit stattfin- den. Darin aber müssen alle übereinstimmen, dass jeder Excess im Essen und Trinken zur Cliolerazeit sorgfältig zu vermeiden ist. Was die Kleidung betrifl't, so ist nur den zur Erkältung und Diarrhoe Geneigten, so wie den bei Regenw^etter in freier Luft Arbeitenden zu rathen, ihren gewöhnlichen Kleidungsstücken eine Flanellbinde um den Leib und wollene Strümpfe zuzufügen, so wie allen Volksklassen zu empfehlen ist, dass sie, wenn sie durchnässt nach Hause kommen, die feuchten Kleidungsstücke durch Lebert, Cholera.