Lehrbuch der gerichtlichen Medicin. Zur Grundlage bei academischen Vorlesungen und zum Gebrauch für gerichtliche Aerzte und Rechtsgelehrte / [Eduard Caspar Jakob von Siebold].

  • Siebold, Eduard Caspar Jacob von, 1801-1861
Date:
1847
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Credit: Lehrbuch der gerichtlichen Medicin. Zur Grundlage bei academischen Vorlesungen und zum Gebrauch für gerichtliche Aerzte und Rechtsgelehrte / [Eduard Caspar Jakob von Siebold]. Source: Wellcome Collection.

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    schichte, und vorzüglich die Botanik, Chemie und Pharmacie, gedient haben. Der Arzt ist demnach im Besitze aller Kennt¬ nisse, welche sich auf die ganze Natur überhaupt, insbesondere aber auf den gesundheitgemäfsen und krankhaften Zustand des Menschen beziehen. Anra, Die Eneyclopädie der medicinischen Wissenschaften läfst daher mit vollem Rechte diese seihst in die vorbereitenden oder Natur-Wissen¬ schaften im strengeren Sinne, und in die medicinischen Haupt - Wissenschaf¬ ten zerfallen. Zu jenen rechnet sie die Physik und Chemie, die Botanik und Zoologie, zu diesen die Anatomie, Physiologie, die Pathologie und Therapie, die Chirurgie und Geburtshülfe. §. 3. Die Rechtspflege bedarf aber zur Handhabung ihrer Ge¬ setze und zur Entscheidung mancher ihr vorliegenden Rechtsfälle gar häufig Erläuterungen, welche ihr nur der Arzt gehen kann, insofern dieser sich vermöge des angedeuteten Zwecks seiner Wis¬ senschaft mit der Natur des Menschen, seinen körperlichen und gei¬ stigen Verhältnissen, so wie mit seinen Beziehungen zu sich und zur Aufsenwelt auf das genauste vertraut* gemacht hat. Auf diese Weise ist ein neuer Zweig der Medicin entstanden, welcher seine Früchte nur der Rechtswissenschaft überliefert, die gerichtliche Medicin, Medicina forensis. Anm. Genau geschieden von der gerichtlichen Medicin mufs eine andere medicimschc Wissenschaft werden, welche zwar ebenfalls den Zwecken des Staates dient, mit der gerichll. Medicin aber in keiner Weise etwas gemein bat, nämlich die m e d icin isch e P o 1 i z e i-W iss en scha ft, Politia mediea. Ihre Aufgabe besieht lediglich in der Handhabung der öffentlichen Gesund¬ heitspflege. In früheren Zeiten fand diese Trennung nicht statt: die älteren Schriftsteller vereinigten beide Doctrinen mit einander, bis Teich mey er (1722), Alberti (1725) und die folg. in ihren Lehrbüchern der gerichll. Medicin die der medic. Polizei angehörigen Lehren weghefsen, und später (1779) J. P. Frank durch sein classischcs Werk über die medic. Polizei derselben ihren richtigen Standpunkt anwies. Wollte man beide Wissen¬ schaften in einem Namen vereinigen, so ist dieser Staatsarzneikunde, Mc- dicina publica oder politico-forensis, welche demnach m die zwei angege¬ benen Wissenschaften zerfällt. Die gerichtliche Medicin, durch das Bedürfnifs des Rechts hervorgerufen, kann als „der Inbegriff der für die Auf-