Die Muskelerkrankungen / von Heinrich Lorenz.

  • Lorenz, Heinrich.
Date:
1904
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Credit: Die Muskelerkrankungen / von Heinrich Lorenz. Source: Wellcome Collection.

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    Neben Hypertrophie wurden in einzelnen Fällen auch Abspaltungen- und Theilungen der Muskelfasern beobachtet (Koch). Die Querstreifung wird in vielen Fällen feiner als normal gesehen (Erb u. A.) — ein Befund, der wahrscheinlich auf eine spätere Zusam- menziehung des in vivo excidirten Muskels zu beziehen ist; auf die- selbe Weise können auch die von Martins und Hansemann beschrie- benen Bilder, in welchen die Muskelkerne durch die Querstreifung in einzelne Teile gegliedert erschienen, entstanden sein. Es werden ferner Veränderungen der contractilen Substanz be- schrieben. Mehrfach fand sich Yacuolenbildung (Erb, Dejerine und Sottas u. A.). In anderen Fällen fehlte dieselbe (Martins und Hanse- mann, Schoenborn). Dejerine und Sottas beschreiben Verschwinden der Querstreifung und Lockerung des Gefüges des Protoplasmas, so dass die Sarcous Clements in einer trüben amorphen Masse zu liegen kommen, woraus sich entweder scharf contourirte Vacuolen oder völlig leere Sarko- lemmschläuche bilden. Wirsing beschreibt Verwaschensein der Querstreifung und Quellung der Muskelfibrillen. Froh mann konnte neben hypertrophischen Fasern mit Kernvermehrung ziemlich viele atrophische Fasern in allen Stadien des körnigen Zerfalls verfolgen. In manchen Fällen ist Hypertrophie mit Atrophie der Muskel- fasern combinirt; so sah Schoenborn im Deltoideus bedeutende Hyper- trophie der Muskelfasern und im Tibialis anterior desselben Falles starke degenerative Atrophie. Einen wichtigen Befund haben in neuester Zeit Schiefferdecker und Schnitze am Sarkoplasma erhoben. Es findet sich in demselben nach Fixirung in Formol eine eigenartige, mehr oder minder starke Körnung, die mit Wahrscheinlichkeit als Ausdruck einer specifischen Erkrankung des Sarkoplasmas angesehen wird. Auch die Muskelfibrillen zeigen eigenthümliehe Veränderungen, welche von den Eandpartien der Faser gegen das Oentrum hin fortschreiten und wahrscheinlich durch eine Ernährungsstörung in Folge der Sarkoplasmaerkrankung bedingt sind. Degenerationserscheinungen fehlen dabei vollständig, auch sind keine Vacuolen und kein Faserzerfall sichtbar. Da diese charakteristischen Sarkoplasmaveränderungen nach Fixirung in Formol bisher bei keinem anderen Muskel gefunden wurden, wird ihnen eine specifische Bedeutung für das Zustandekommen der myotonischen Störungen zugeschrieben. Veränderungen des interstitiellen Gewebes sind entweder gar nicht vorhanden oder nur unbedeutend. Dotschewsky beschreibt eine Ver- grösserung der Lymphräume und Vermehrung der Oapillaren zwischen den einzelnen Muskelfasern — ein Befund, welcher noch der Bestätigung bedarf.