Pestilentia in nummis : Geschichte der grossen Volkskrankheiten in numismatischen Documenten; ein Beitrag zur Geschichte der Medicin und der Cultur / von L. Pfeiffer und C. Ruland.

Date:
1882
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Credit: Pestilentia in nummis : Geschichte der grossen Volkskrankheiten in numismatischen Documenten; ein Beitrag zur Geschichte der Medicin und der Cultur / von L. Pfeiffer und C. Ruland. Source: Wellcome Collection.

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    Erfahrungsgemäss werden durch Noth, Theuerung und die dadurch bedingten Krankheiten oder Epidemien stets die ärmeren Klassen, sowie auch die jüngsten und höchsten Lebensalter de- cimirt, während durch Krieg und sonstige Nothstände die mitt- leren Altersklassen leiden. Immer aber wirken derartige Kala- mitäten so lange nach, als noch Mitglieder der vorzugsweise afficirten Altersklassen oder Generationen übrig sind, also um so länger, je jünger die betreffenden Altersklassen sind, ganz so wie strenge Winter in dem Holzwuchse unserer Wälder ihre Spuren zurückzulassen pflegen. So zeigte sich der Einfluss des Nothjahres 1817 in Deutsch- land noch bei den Militär au shebungen der dreissiger Jahre und erreichten in Folge der Nothstände in den Jahren 1813—17 bei uns nicht so viele ein Alter von 60—70 Jahren, als bei unge- störter Absterbeordnung hätten erreichen müssen. Durch die Er- mittelungen von Belä Weisz aus dem sehr umfangreichen Material von England, Frankreich, Belgien, Preussen, Oestreich, Schweden und Finnland, mit zusammen 326 Beobachtungsjahren und insgesammt 108 106 980 Sterbefällen ergiebt sich ferner die auffallende Thatsache, dass heute ein Einfluss der theueren und billigen Zeiten auf die Kindersterb- lichkeit sich nicht nachweisen lässt, dass gegenüber der an und für sich grossen Kindersterblichkeit und der vielen dabei ursächlichen Faktoren der Einfluss der Getreidepreise ein untergeordneter oder verdunkelter ist. Auch in den Zusammen- stellungen von Dr. G e i s s 1 e r über die Sterblichkeits- und Krank- heitsverhältnisse im Königreich Sachsen (die Bewegung der Be- völkerung etc. 1877 , in Heft III. u. IV. d. Z. d. k. s. statisti- schen Bureaus 1878) ist es auffällig, dass die seit 1873 andau- ernde wirthschaftliche Krisis keinen Einfluss gehabt hat auf Morbidität und Mortalität, obschon namentlich in gewissen Weber- und Strumpfwirkerdistrikten Ernährung und Bekleidung eine ganz und gar unzulängliche gewesen ist. Dem entsprechend wird zu hoffen sein , dass in Zukunft bei uns die Zahl der »am Rande der Noth Lebenden« noch mehr abnehmen wird. Ein anderes Moment ist auch noch zu erwähnen. Das wohl- habende Frankreich mit seinen 4 000 000 unabhängigen Grund- besitzern wird heute in seiner Sterbeziffer durch theuere und