Ätiologie und Therapie der Staphylokokken-Infectionen / von W. von Lingelsheim.

  • Lingelsheim, W. von.
Date:
1899
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Credit: Ätiologie und Therapie der Staphylokokken-Infectionen / von W. von Lingelsheim. Source: Wellcome Collection.

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    Buday und Lexer. Die so experimentell erzeugten osteomyelitischen Processe verhalten sich ihrem Sitze wie ihrem Charakter nach ganz analog der durch Staphylokokken erzeugten Osteomyelitis des Menschen. Sie etabliren sich gleichfalls in der Nähe der Knorpelfugen in herd- förmigen Eiterungen, die zu oberflächlicher Sequesterbildung und zu Lockerung oder Lösung der Epiphysen führen können. Ausser an jungen Kaninchen sind diese Versuche auch an jungen Hunden erfolgreich gewesen. Nicht ganz so glatt gelingt die Erzeugung der experimentellen Endokarditis. Schon Klebs und Bosenbach hatten bei Thieren Endo- karditis erzeugt, indem sie die Herzklappen durch von der Carotis aus eingeführte Sonden lädirten. Bei diesen Versuchen waren jedoch noch keine absichtlichen Infectionen gesetzt. Wyssokowitsch fügte dann der angegebenen Versuchsanordnung noch die intravenöse Injection von Staphylokokken bei und gelangte so zu einer echten Staphylokokken- Endokarditis. Bibbert ersetzte in seinen Versuchen die mechanische Läsion der Klappen durch Einbringung feinster Kartoffeltheilchen in den Kreislauf, indem er abgeschabte Kartoffelculturen einspritzte. Passet und Läbbert hatten schliesslich in einzelnen Fällen auch schon bei Benutzung von anderen Culturen, wo jede mechanische Wirkung aus- geschlossen war, Erfolg. Bei Meerschweinchen gelang es mir nur mit grossen Dosen (5 Ccm.) meiner Staphylokokken tödtliche Infectionen zu erzielen. Auch bei Mäusen bedurfte es mindestens OT Ccm. einer hochkaninchenvirulenten Bouilloncultur, um einen acuten Tod hervorzurufen. Die Untersuchung ergab, dass die Kokken Wucherung vorwiegend am Orte der Ein- führung, an dem sich dann meist ein Oedem befand, vor sich gegangen war. Die Milz war immer sehr stark geschwollen, die Zahl der Kokken im Blute aber stets eine geringe. Durch Verimpfung von Maus zu Maus liess sich die Virulenz der Cultur für Mäuse etwas heben. Die Kokken wurden dann auch zahlreicher im Blute der gestorbenen Thiere. Zum Schlüsse sei noch mit einem Worte der für die Staphylo- kokkeninfectionen empfehlenswerthen Bezeichnungen gedacht, ln neuerer Zeit sind von Kocher und Tavel und weiter von Brunner Bestrebungen ausgegangen, auf Grund unserer jetzigen ätiologischen Kenntnisse prä- cisere und sinngemässere Ausdrücke für die verschiedenen Formen der Wundinfectionen einzuführen. In der Hauptsache scheinen mir die Brunner*sehen Vorschläge beherzigenswerth, namentlich muss man mit ihm einverstanden sein, wenn er den Ausdruck Septikämie. der jetzt vorwiegend für Blutinfectionen ohne ausgesprochene Metastasen- bildung verwerthet wird, wieder seiner alten Bedeutung — also der Be- zeichnung einer Intoxication mit Faulgiften — zurückgeben will. Pyämie aber, welche Bezeichnung Brunner beibehält, würde man durch rme- tastasirende Staphylo-, resp. Streptomykose“ ersetzen können. Reine Blutinfectionen kommen kaum vor. Für die meisten localen Processe werden sich die alten Namen wie Furunkel, Carbunkel etc. kaum ver- drängen lassen. Wo solche fehlen, werden wir von Staphylomykosen unter Zusatz des anatomischen Sitzes des Processes und eventuell des pathologischen Charakters desselben sprechen, also „intramusculäre (phlegmonische) Staphylomykose“.