Ätiologie und Therapie der Staphylokokken-Infectionen / von W. von Lingelsheim.

  • Lingelsheim, W. von.
Date:
1899
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Credit: Ätiologie und Therapie der Staphylokokken-Infectionen / von W. von Lingelsheim. Source: Wellcome Collection.

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    und Sublimat l%o einen guten Boden für die Staphylokokken bereitete — für die Anhänger der chemischen Wunddesinfection eine wenig er- freuliche Beobachtung. Weiterhin erwiesen sich die Verhältnisse der Blutzufuhr als nicht gleichgültig. Waterhouse hat darüber Versuche angestellt und dabei den ungünstigen Einfluss der venösen Stauung feststellen können. Eine Staphylokokkeninfection unter die Haut des Scrotums, die sonst erfolg- los blieb, führte bei dem gleichen Material zum Abscess, wenn durch An- legung eines Gummiringes eine Blutstauung her vorgerufen war. Günstig soll dagegen nach Gärtner (84) für den Heilverlauf die locale Anämie wirken, wie sie durch Arterienunterbindung erzielt werden kann. Das- selbe wurde für die Streptokokkeninfectionen von Ochotine behauptet, von Roger aber, dem ich übrigens beipflichten möchte, geleugnet. Der locale Process wird nach Reichel weiter ungünstig beeinflusst durch alle Umstände, die Abfluss und Resorption der Gifte erschweren — bei der energisch nekrotisirenden Kraft derselben sehr wahrscheinlich. Aber auch der Beschaffenheit des Gesammtorganismus kommt eine grosse Bedeutung für den Verlauf der Infection zu. Alles, was die reactive Kraft der Zelle schwächt, begünstigt indirect die Krankheits- erreger. Demselben Effecte dienen Herabsetzung der Alkalescenz des Blutes (Reichel) und Blutentziehungen. Gärtner konnte Thiere, denen er ein Zehntel ihres Blutes genommen hatte, mit Staphylokokkenmengen tödten, die normale Thiere reactionslos vertrugen. Dahingegen hat sich die infectionsbegiinstigende Wirkung des Traubenzuckers, durch die man die besondere Disposition der Diabetiker für Staphylokokkenmykosen erklären wollte, nicht mit Sicherheit er- weisen lassen. Bvjwid (82) wollte zwar bei seinen Versuchsthieren, denen er Traubenzucker in verschiedenster Weise einführte, einen solchen Einfluss wahrgenommen haben. Die Nachuntersuchungen von Nicolas, Hermann, sowie meine eigenen vermochten die Bujwid1 sehen Angaben nicht zu bestätigen. Man muss vielmehr annehmen, dass jene Dis- position der Diabetiker, so weit sie nicht schon eine Folge des Kräfte- verfalles ist, auf Verhältnissen beruht, die sich zur Zeit noch unserer Kenntniss entziehen. II. Beeinflussung der Virulenz durch Thierpassage. Die Erhöhung der Virulenz der Staphylokokken durch fortlaufende Thierpassage, d. h. durch fortgesetzte Impfung des von dem vorher- gehenden Thiere gewonnenen Virus auf das folgende, und zwar in fallenden Dosen — stösst bei Benützung des Kaninchens als Versuchs- thier meist auf keine grossen Schwierigkeiten. Doch muss man sich namentlich bei den ersten Thierpassagen bewusst bleiben, dass der Thier- körper sowohl virulenzabschwächend wie virulenzerhöhend wirken kann. Auch der Ort der Application scheint hier eine Rolle zu spielen, indem Injectionen in die Brusthöhle leichter zu Abschwächungen führen als beispielsweise solche zwischen die Muskeln. Wie schnell sich bis- weilen solche Abschwächungen vollziehen können, mag das folgende Beispiel zeigen: Kaninchen 53 (780 Grm.) erhält eine 24stündige Agarcultur von Staphylokokkus aureus M. in die Brusthöhle. Tod nach achtzehn Stunden.