Ätiologie und Therapie der Staphylokokken-Infectionen / von W. von Lingelsheim.

  • Lingelsheim, W. von.
Date:
1899
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Credit: Ätiologie und Therapie der Staphylokokken-Infectionen / von W. von Lingelsheim. Source: Wellcome Collection.

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    Kokkenmassen erhalten haben und hielt sie für identisch mit dem alkoholischen Extracte der eingeengten Culturen. Ueber die Wirksamkeit der in der letztgenannten Weise ge- wonnenen Körper habe ich schon berichtet. Von Interesse schien es aber weiter auch, festzustellen, ob und eventuell in welcher Menge aus der Kokkenleibessubstanz sich alkohollösliche Producte gewinnen Hessen. Es wurden also 0*3 Gramm getrocknete pulverisirte Staphylokokken (entsprechend der Ausbeute von circa 1 Liter Cultur) mit Alkohol in der Kälte, sodann mit siedendem Alkohol und darauf mit Aether extrahirt. Nach dem Verdunsten der Extractionsmittel blieb ein kaum nachweisbarer Rückstand zurück, der, soweit bei der kleinen Menge ein Urtheil möglich war, aus Fettsäuren bestand. Alkohollösliche Sub- stanzen von der Art, wie sie in manchen anderen Bakterien, nament- lich in den Tuberkelbacillen, in grossen Mengen nachgewiesen sind, und wie ich sie nach den Angaben der genannten Autoren auch in den Staphylokokken vermuthete, waren in meinem Materiale nur in Spuren nachweisbar. Wie also die Resultate Leber7s zu erklären sind, muss ich vor der Hand offen lassen. Auffallend ist, dass auch Leber selbst später nicht mehr die Darstellung seines Phlogosins gelungen ist. Am wahrschein- lichsten ist wohl, dass es sich um ein durch irgend einen chemischen Eingriff entstandenes Spaltungsproduct des Protoplasmas gehandelt hat. Vielleicht spielt auch das Alter der Kokken eine Rolle. Meine eigenen Versuche waren, wie ich besonders hinzufügen will, mit 3 Tage lang gewachsenen Culturen angestellt worden. Auf Substanzen ganz anderer Art wollte Büchner (55, 56, 57) die eitererregende Fähigkeit der Bakterien bezogen wissen. Er hatte gefunden, dass sich aus den Leibern einer ganzen Reihe von Bakterien, unter andern auch der Staphylokokken, Substanzen extrahiren lassen, die eine stark leukocytenanziehende Kraft besitzen. Brachte man die- selben in Capillaren eingeschlossen unter die Haut von Kaninchen, so wurde an der Applicationsstelle bakterienfreie Eiterung erzeugt.*) Die bakterielle Eiterung wäre dann weiter so zu deuten, dass durch die bakterio-lytischen Einflüsse des Organismus zunächst Leibes- substanzen der Kokken in Lösung gehen und dass dann die diffundiren- den Eiweisssubstanzen anlockend auf die Leukocyten wirken. Gesetzt *) Die ersten Versuche machte Büchner mit Kartoffelculturen des Pneumobacillus Friedländer. Von 25 Kartoffeln wurden die Bacillen abgekratzt und in dem 20fachen Volum 0.3%iger Kalüauge vertheilt. Hierbei verwandelte sich die Bakterienmasse in einen zähen klumpigen Schleim. Derselbe löste sich leicht bei Digestion auf dem kochenden Wasser- bade in 4 bis 7 Stunden. Dann wurde filtrirt. Das klare gelbbräunliche Filtrat wurde durch Essigsäure gefällt, von einem Ueberschusse derselben wieder gelöst. Der Nieder- schlag gab folgende Reactionen: die Xanthoproteinreaction, die Millorische, die Biuret- reaction, eine schöne Violettfärbung mit Eisessig und concentrirter Schwefelsäure. Er war löslich in Wasser und concentrirten Säuren und in dünnen Alkalien. Durch Kochen und durch Sättigung mit Kochsalz trat in neutralen Lösungen keine Fällung ein. wohl aber nach Zusatz von Magnesiumsulphat, Kupfersulphat, Platinchlorid, Bleisalzen, Pikrin- säure, Gerbsäure und absolutem Alkohol. Zur Verwendung am Tliier diente eine Lösung des durch mehrfaches Ausfällen mit Essigsäure und Wiederauflösen in Alkali gereinigten Präparates in dünner Sodalösung. Römer (70) kam zu ganz ähnlich sich verhaltenden Substanzen, indem er die Bacillenmassen statt der Alkalibehandlung längere Zeit auskochte oder dieselben nach mehrmaliger Auskochung wochenlang stehen Hess. Nach Filtration durch Chamberland- kerzen ergaben sich eiweissreiche Extracte von stark chemotaktischer Wirkung.