Die Behandlung der Geburtsverzögerungen / von O. Roth.

  • Roth Otto.
Date:
1891
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Credit: Die Behandlung der Geburtsverzögerungen / von O. Roth. Source: Wellcome Collection.

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    trug bewahrheitet. Wie in der innern Medizin der empirischen Viel- geschäftigkeit die Zeit des therapielosen Skepticismus folgte, aus dem dann die moderne, sieh immer mehr den Begriffen einer Wissen- schaft nähernde Therapie entstand, so folgte auf die übertriebene instrumentelle Enlbindungskunst eines Levret, Osiander u. s. w. die Reaktion in Männern wie Baudelocque, besonders aber in der Person Boer’s, unter dessen Einflufs die Geburtshülfe eine fast rein beobachtende Kunst geworden war, aus der sich die neue ge- burtshülfliche Therapie entwickelt. Wir sind noch in diesem Sta- dium der Entwicklung begriffen. Doch zurück zu unserem Thema! Wie wurden nun die er- wähnten Geburtsanomalien von unseren Vorfahren behandelt, wenn dann doch etwas geschehen mufste ? Früher, in der Zeit der Ader- lässe wurden auch hier dieses Mittel angewendet; mindestens 14 bis 15 Unzen wurden abgezapft; dann kam Tartar, stibiat. in grofsen Dosen, heifse Bäder, gelegentlich Opium. Wie soll unsere heutige Therapie sein? In den ersten Fällen, wo eine Rigidität des Cervix aus irgend welcher Ursache vorhanden ist, sollen Ineisionen ge- macht werden. Es ist dies, wie Fehling richtig bemerkt, der Weg, den uns die Natur vorzeichnet, da ja keine Geburt ohne Ein- risse in den Cervix verläuft. Der Eingriff wurde schon 1864 von Hildebrandt sehr befürwortet und in der letzten Zeit besonders von Dührssen, namentlich im Interesse des Kindes, warm em- pfohlen. Während, wie schon gesagt, der deutsche Geburtshelfer als Ursache einer Nichterweiterung des Muttermunds nur diese Rigidität annirnmt, sieht der Engländer als häufigeren Grund derselben eine mangelhafte Wehenthätigkeit an. Er sagt: „In den meisten Fällen ist kein Hindernis im Cervix. Dieser eröffnet sich immer leicht, wenn die Wehen richtig sind.“ Dem entsprechend richtet er auch seine 1 herapie ein. „Diese (die Wehen) müssen wir in erster Linie inbefracht ziehen, wenn wir die Ursachen der Nichterweiterung ent- fernen wollen.“ Er empfiehlt für solche Fälle vor allem die An- wendung dei Anaesthetica, warnt aber ausdrücklich vor Anwendung derselben durch Inhalation, welche nur für die Auslreibungsperiode passe. Das Chloroform sei ein zu starkes Mittel für das erste Ge- buitsstadium, da es die Uterinthätigkeit vermindere und fast gänz- liche Wehenlosigkeit verursache. Sein Mittel ist das Chloral. Er nennt es ein unschätzbares Mittel bei Verzögerung der ersten Ge- burtspenode, das alle anderen Behandlungsmethoden dieser unan-