Volume 1

Mikroskopische Anatomie der Wirbeltiere in Einzeldarstellungen / von Rudolf Krause.

  • Krause, Rudolf, 1865-1939
Date:
1921-1923
Catalogue details

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Credit: Mikroskopische Anatomie der Wirbeltiere in Einzeldarstellungen / von Rudolf Krause. Source: Wellcome Collection.

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    zu fühlen. Durch sie wird das spitze Blatt einer kräftigen Schere in die Medulla ob- longata eingeführt, was den sofortigen Tod des Tieres zur Folge hat. Roh und wenig zu empfehlen ist der noch vielgeübte Genickschlag. Sehr leicht sind Totalinjektionen des Tieres auszuführen. Dem durch Chloroform getöteten und in Rückenlage aufgebundenen Tier wird die Brust- und Bauchhaut durch einen langen Medianschnitt gespalten und am Thorax seitlich abpräpariert. Dann faßt man den Proc. xiphoideus, umschneidet ihn und entfernt das Brustbein durch zwei an seinem lateralen Rande geführte, die Rippenknorpel durchtrennende Scherenschnitte. Werden nun die beiden Thoraxhälften auseinandergezogen, so liegt das vom Herzbeutel umschlossene Herz frei. Nachdem der erstere gespalten ist, wird ein Seidenfaden mittels einer krummen Pinzette oder eines Arterienhakens um die aus der Herzbasis unmittelbar hinter der A. pulmonalis hervortretende Aorta herumgeführt und zur lockeren Schlinge geschürzt. Nun wird der linke Ventrikel durch Abschneiden der Herzspitze eröffnet, das hervortretende Blut gut abgetupft und durch den Ventrikel hindurch eine mit Schlauch und Klemme montierte und mit physiologischer Koch- salzlösung gefüllte Kanüle in die Aorta eingeführt und eingebunden. Will man nur die vordere Körperhälfte injizieren, so unterbindet man die auf der linken Seite herabsteigende Aorta descendens unter dem Herzen, soll nur die hintere Körperhälfte injiziert werden, so muß auf der rechten Seite der Truncus anotiymus, auf der linken Seite die A. subclavia abgebunden werden.1 Injektionen mit erstarrenden Leimmassen können sofort nach derTötung ausgeführt werden auch ohne künstliche Erwärmung. Eine prallere Füllung des Gefäßsystems erreicht man allerdings, wenn man das Tier nach dem Verbluten und der Einführung der mit Injektionsmasse gefüllten Kanüle erst 24 Stunden an einem kühlen Ort liegen läßt und es dann in einem Wasserbad von 40° anwärmt. Physiologische Injektionen am lebenden Tier können, wenn es sich nur um Ein- führung geringerer Flüssigkeitsmengen handelt, ohne jede Narkose von der V. auri- cularis posterior ausgeführt werden in folgender Weise. Ein Diener klemmt den Körper des Tieres zwischen seine Schenkel und reibt ein Ohr kräftig mit einem mit recht warmem Wasser getränkten Wattebausch. Wird dann die Ohrmuschel an ihrer Basis leicht komprimiert, so springt auf ihrer konkaven Fläche die kräftige Vene stark hervor. Man geht mit der scharfschneidenden Kanüle in die Vene ein, wartet bis das Blut in die Spritze hineinstaut und injiziert dann. Umfangreichere physiologische Injektionen werden von der V. jugularis externa oder von der V. femoralis ausgeführt. Zur Freilegung der ersteren wird in der Median- linie des Halses von dem leicht zu fühlenden kaudalen Kehlkopfende aus ein etwra 3 cm langer Schnitt durch Haut und oberflächliche Halsfaszie angelegt, so daß die Trachea freiliegt. Zieht man dann die Wunde nach einer Seite hinüber, so erscheint am medialen Rand des M. sternomastoideus die ganz oberflächlich gelegene Vene. Nachdem sie mittels zweier Pinzetten auf eine Strecke von 1—2cm von dem umgebenden Bindegewebe isoliert ist, wird an beiden Enden je ein Faden umgelegt. Rostral wird das Gefäß unterbunden, kaudal wird der Faden nur zur lockeren Schlinge geschürzt und von dem Assistenten leicht angezogen. Dann wird die Gefäßwand geschlitzt und die mit Schlauch und Klemme montierte und mit physiologischer Kochsalzlösung blasenfrei gefüllte Kanüle eingeführt. Dabei läßt der Assistent die kaudale Schlinge etwas locker, über die der Kanülenknopf in das Gefäß schlüpft und eingebunden wird. Ebenso leicht ist, wenigstens bei größeren Tieren, die Injektion von der V. femoralis aus. Sie empfiehlt sich besonders dann, wenn es sich um Einführung größerer Flüssigkeitsmengen oder für das Herz ge- fährlicher Stoffe (Methylenblau) handelt, denn hier hat die Flüssigkeit auf dem er- heblich weiteren Weg zum Herzen reichlich Gelegenheit sich mit Blut zu mischen. Man sucht zunächst bei dem in Rückenlage aufgebundenen Tier die Pulsation der A. femoralis dicht unter dem Poupart sehen Band und legt von dieser Stelle einen 3 bis 4 cm langen Längsschnitt durch Haut und Schenkelfaszie an. Man hat dann die Arterie direkt vor sich; auf ihrer lateralen Seite verläuft der N. femoralis, auf ihrer medialen Seite die V. femoralis. Sie wird sorgfältig von der Arterie isoliert und dann die Kanüle in ähnlicher Weise wie bei der Jugularis eingeführt. Will man bei diesen und ähnlichen, vor allem bei aseptisch auszuführenden Ope- rationen die störenden Haare entfernen, so bedient man sich eines Enthaarungsmittels, z. B. des Kalziumsulfhydrats. Das mit Wasser zu einem dicken Brei angerührte Pulver wird in dicker Schicht auf die zu enthaarende Stelle aufgestrichen und nach ungefähr 15 Minuten mit einem stumpfen Messer wieder abgekratzt, wobei die Haare vollständig entfernt werden.