Pestilentia in nummis : Geschichte der grossen Volkskrankheiten in numismatischen Documenten. Ein Beitrag zur Geschichte der Medicin und der Cultur / von L. Pfeiffer und C. Ruland.

  • Pfeiffer, L. (Ludwig), 1842-1921.
Date:
1882
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Credit: Pestilentia in nummis : Geschichte der grossen Volkskrankheiten in numismatischen Documenten. Ein Beitrag zur Geschichte der Medicin und der Cultur / von L. Pfeiffer und C. Ruland. Source: Wellcome Collection.

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    an keine Wendepunkte der Geschichte geknüpft ist, wohl aber an den Ernährungszustand der grossen Volksmassen. An die Perioden rascher Bevölkerungszunahme und relativer Uebervöl- kerung schliessen sich an, einmal das Spärlichwerden der Sub- sistenzmittel und indirect die Pesten. Nach dem Erlöschen der Krankheit berichten die Chroniken (und ebenso die Münzdocu- mente) von einem raschen Ersatz durch Heirathen und Geburten, bis mit dem Heranwachsen neuer Generationen die Uebervölke- rung wieder Platz greift, und auf dem Boden der mangelnden Sub- sistenz der noch nicht durchseuchte junge Nachwuchs von Neuem den Angriffen der verschiedenen Pesten seinen Tribut zahlen muss. — Dieses Auf- und Abschwanken in den Bewegungen der Be- völkerung tritt uns in allen Jahrhunderten entgegen, ohne dass die im grossen Ganzen doch stetige Zunahme der Menschenzahl und das entsprechend den Culturfortschritten bessere sociale Be- finden dadurch gehindert sind. Alle geplanten Vorkehrungsmassregeln ändern an diesem Gesetze nichts. Die Quarantänen haben ab und zu einen Ein- bruch der Pest, des Gelbfiebers fern gehalten, Befreiung ist nur durch die Aenderungen in unserem bürgerlichen Leben gekom- men, während dadurch auf der andern Seite dem Stadtgifte des Typhus, der excessiven Kindersterblichkeit und den chronischen Constitutionskrankheiten die Thore geöffnet sind. Nur eine That bat das XIX. Jahrhundert hier zu verzeichnen, die Erlösung von der Blatternnoth durch die Vaccinatiou. — Es erscheinen uns die Pesten als die natürlichen und naturnothwendigen Helfers- helfer der Hungersnöthe und Kriege, unzertrennlich an den ewigen Kampf der Einzelnen und der Völker um die Subsistenz- mittel und um die Existenz geknüpft. Leider hat die ältere Geschichtsschreibung bis gegen die Mitte dieses Jahrhunderts sich fast ausschliesslich mit den Staaten als solchen beschäftigt. Das Thun und Lassen unserer Vor- fahren, ihr Essen und Trinken, ihr Wohnen und Schlafen , ihre gesellschaftlichen Eigenthümlichkeiten, — erschienen neben all1 den grossen Haupt- und Staatsactionen, die es zu verzeichnen gab, als kaum der Berücksichtigung werth. Wir, die wir uns für unsere Vorfahren als Menschen schlechthin interessiren, und daher gern ein wenig mehr über das von ihnen erlebte Wohl