Lehrbuch der Schlachtvieh- und Fleischbeschau : einschliesslich der tierärztlichen Lebensmittelkontrolle für Tierärzte und Studierende der Tierheilkunde / von Robert v. Ostertag.

  • Ostertag, Robert von, 1864-1940.
Date:
[1932], ©1932
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Credit: Lehrbuch der Schlachtvieh- und Fleischbeschau : einschliesslich der tierärztlichen Lebensmittelkontrolle für Tierärzte und Studierende der Tierheilkunde / von Robert v. Ostertag. Source: Wellcome Collection.

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    Ein Bayreuth er Dekret des Markgrafen Alexander von Branden¬ burg aus dem Jahre 1790 wendet sich in Übereinstimmung mit einem preußischen Erlaß über die Beurteilung der Eranzosenkrankheit vom 27. Juni 1785 gegen die grundsätzliche Vernichtung des Fleisches der mit der „Fran¬ zosenkrankheit“ behafteten Binder. Wenn die Tiere „munter und ge¬ sund ohne aller Abneigung gegen das Fressen“ geschlachtet werden und das Fleisch von „natürlich gesunder Farbe mit gutem Fett durchwachsen“ befunden werde, so solle der Schlächter schuldig sein, das Rippenfell mit den daran hängenden Geschwülsten abzulösen, diese auch an anderen Orten auszuschneiden, wonach das Vieh an jedermann verkäuflich abzugeben sei. Ein wissenschaftlicher Einfluß macht sich erst in den Yer- ordnungen bemerkbar, die nach dem Dreißigjährigen Kriege erlassen wor¬ den sind. Dieser Einfluß war aber, wenn von einer Bruchsaler Verordnung aus dem 18. Jahrhundert abgesehen wird, nur beschränkt, und dement¬ sprechend auch die Wirksamkeit der behördlichen Erlasse mangelhaft. Auf diesen Übelstand hat gegen Ende des 18. Jahrhunderts J. P. F r a n k, der große Hygieniker der empirischen Periode, in seinem ,,System einer vollständigen medizinischen Polizei“ (1748—1788) nachdrücklichst hin¬ gewiesen. indem er gleichzeitig die Bedeutung einer obrigkeitlichen Rege¬ lung des Nahrungsmittelverkehrs für das Gemeinwesen an der Hand zahl¬ reicher Beispiele überzeugend darlegte. Am meisten hatte sich der Mangel an wissenschaftlich gebildeten Tierärzten fühl¬ bar gemacht. Diesem Mangel wurde durch die Gründung von Tierarznei¬ schulen zu Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts abgeholfen. Bemerkenswert sind die sachverständig beeinflußten Fleischbeschau¬ erlasse für Niederbayern (1836). für Schwaben und Neuburg (1857), ferner für Württemberg (1860), Bayern (1862) und Baden (1865). Zu diesen Verordnungen, die eine Reorganisation des Fleisch¬ beschauwesens in Süddeutschland bedeuten, hat wohl der von Küchen¬ meister 1848 nachgewiesene Zusammenhang zwischen den Finnen der Schlachttiere und den Bandwürmern des Menschen außer einem allgemeinen Bedürfnis die hauptsächlichste Veranlassung gegeben. Preußen erließ unter dem Eindruck der zahlreichen zu Beginn der 60er Jahre auf getretenen Trichinenepidemien im Jahre 1868 das Gesetz, betreffend die Errichtung öffentlicher, ausschließlich zu benutzender Schlachthäuser, und legte hier¬ mit wieder den Grund zur Ausübung einer sachgemäßen Eleischkontrolle. Die biologischen Forschungen über die Muskelfinnen und Muskel¬ trichinen sind die ersten Bausteine an dem Gebäude der wissenschaftlichen Fleischbeschau. Hierzu kamen in den 70er Jahren die Untersuchungen Gerl achs über die Übertragbarkeit der Tuberkulose durch Fleischgenuß. Gerl ach war es auch, der die erste wissenschaftlich begründete An¬ leitung zur Fleischbeschau (,,Die Fleischkost des Menschen“) herausgab. Gleichzeitig organisierte Tj y dti n die praktische Fleischbeschau in Baden.