Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie / bearbeitet von Professor Griesinger.

Griesinger, Wilhelm, 1817-1868.

Date:: 1864

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Credit: Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie / bearbeitet von Professor Griesinger. Source: Wellcome Collection.

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fallend geringe Mortalitäten berichtet werden, da ist allerdings zunächst daran zu denken, dass sehr viele leichte Fälle (ganz wie beim Ileotyphus §. 297) eingerechnet worden seien. Demungeachtet ist es wahrscheinlich, dass doch nicht alle Differen- zen der Mortalität aus dem Ueberwiegen einzelner der im vorigen §. auf- gezählten Momente oder aus Unzuverlässigkeit der Zahlen und Verschie- denheit der statistischen Grundsätze zu erklären sind, sondern dass wirk- lich die Krankheit zeitweise gutartiger auftritt. Dies scheint in Indien früher, anfangs auch noch in Europa und noch später hier und da in einzelnen Gebirgsländern und sonst*) der Fall gewesen, aber auch das Gegentheil, eine ausgezeichnete Bösartigkeit der Seuchen **) vorgekom- men zu sein. 5) Diagnose. §. 516. Bei der ungeheuren Mehrzahl der epidemisch vorkommen- den Fälle waltet gar kein Anstand in Betreff der Diagnose ob; in ein- zelnen Fällen sind schwere und den Arzt zum Theil sehr comprimit- tirende Irrthämer möglich. — Es können bei herrschender Epidemie Verwechslungen mit anderen, in den Symptomen Aehnlichkeit bietenden Krankheiten verkommen, oder es kann sich darum handeln, ob ein be- stimmter, ohne Epidemie vorkommender Fall wirklich asiatische Cholera sei. Diese Frage erhebt sich eben auch bei den ersten Fällen einer Epi- demie, wo denn der oben geschilderte Symptomencomplex und Leichen- befund und meist die rasche Tödtlichkeit der ersten Fälle massge- bend ist. Verwechslungen scheinen schon öfters vorgekommen zu sein mit metallischen Vergiftungen, namentlich Arsenik- oder Sublimat-Intoxica- tion. Man gebe bei verdächtigen Umständen stets diesem Gedanken Raum und beachte hauptsächlich folgende Punkte: den eigenthümlichen Geschmack mancher Metallgifte, das oft vorhandene Brennen im Schlund, das bei den Metall-Intoxicationen dem Durchfall vorangehende, bei der Cholera sich fast immer umgekehrt verhaltende Erbrechen, die bei der Intoxication in der Regel heftigeren Coliken, die weniger copiösen, nicht reiswasserartigen, sehr übelriechenden, oft blutigen und mit starkem Te- nesmus verbundenen Ausleerungen, die gallige, oft auch blutige Beschaf- fenheit des Erbrochenen, die nicht vollständige Unterdrückung der Urin- secretion, oft mit Dysurie, Strangurie, das zwar collabirte, aber doch *) Nach Melzer (Studien p. 12) stai-ben im Adelsberger Bezirke in Kärnthen 1836 von 419 Kranken nur 49 (11 —120/o), in ganz Kärnthen und Krain zu- sammen (über 17000 Kranke) 17—18°/o- — Im illyrischen Bezirke Auersperg erkrankten 335 unter sein’ ungünstigen hygieinischen Verhältnissen, nament- lich grosser Armuth und genasen 290 (Monalität von 14—15®/o). Wittmann, östr. Jahrbücher 1836. Bd. 24. p. 36. — Dagegen starben 1849 in Krain 27°/o der Erkrankten und in Laibach bei geringerer Ausbreitung der Epide- mie 34, 1836 nur 27,9®/o (Melzer, Prager Vierteljahrschr. 1851. Bd. 31. p. 144). — In Tyrol betrug 1836 bei 23,500 Kranken die Mortalität 31 — 32 Procent (östr. Jahrb. 1839. p. 181). — Riga hatte 1848 eine sehr ausge- dehnte Epidemie mit 35,4 Procent Todten, ganz Liefland hatte 32—33°/o (Ri- gaer Bericht p. 123); 1847 soll in Russland in den Dniepergegenden nur V3 der Erkrankten, in den Wolgagegenden V3 und noch mehr gestorben sein (Prager Vierteljahrschr. 1849. Bd. 23. p. 27) u. s. f. ♦•) Z. B. aus Bergamo 1854 werden 83“/o, aus Lodi 86®/o Todte angegeben (zu- verlässig?) — Hirsch 1. c. Bd. 92. p. 244).