Psychiatrie : Klinik der Erkrankungen des Vorderhirns begründet auf dessen Bau, Leistungen und Ernährung : 1. Hälfte / von Theodor Meynert.

Date:
1884
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Credit: Psychiatrie : Klinik der Erkrankungen des Vorderhirns begründet auf dessen Bau, Leistungen und Ernährung : 1. Hälfte / von Theodor Meynert. Source: Wellcome Collection.

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    licht ist. Gerade ein so weiter Anschauungskreis lässt sich nicht innerhalb der Enge künstlicher Gruppirungen nach hergebrachten Regeln unterbringen, sondern die Ueberzahl der Naturbilder schien ein natürliches System der Betrachtung nicht nur zu begünstigen, sondern herauszufordern. Der lange Zeitabstand zwischen Beginn und Vollendung meines Buches verschuldete, dass ich stellenweise in der Anatomie des Gehirnes über meine Darstellung seither hinaus gekommen bin. Ich habe dazu keine neue Methode in Anspruch genommen, sondern in sorgsamer und verfeinerter Weise die mühevolle Abfaserung meiner Vorgänger wieder aufgenommen, welche durch das Studium des Mosaiks der Gehirnabschnitte ungebührlich verdrängt wurde. Jene gibt nicht nur die Ausgangspunkte für das Verständniss jenes Mosaiks, sondern ermöglicht auch den Ausbau unserer feineren Kenntniss vom Gehirnbau über jenes Niveau hinaus, wo die Be- lehrung durch die Gehirnabschnitte Weiteres versagt. In den An- merkungen am Schlüsse meines Buches werden sich die noth wendigen Abweichungen und Ergänzungen durch andere Autoren und meine Arbeiten linden. Die wichtigsten neuen Resultate be- treffen meinerseits den Rindenursprung und den Ganglienursprung des Hirnschenkelfusses und deren Zutheilung an die Pyramiden. Auch die Abweichung von der Vereinbarung über gemeinsame Schädel- masse, welcher ich auf Ranke’s Anregung beigetreten, begründet sich darin, dass der Abschnitt über pathologische Craniologie schon im Jahre 1880 geschrieben wurde. Von anatomischer Anschaulichkeit ausgehend, habe ich dieselbe nicht blos auf die Würdigung des Gehirnbaues als innere Grundlage der klinischen Bilder zu erstrecken, sondern alles Anschauliche am Kranken selbst hervorzuheben und zu verwerthen gesucht. Dies be- zieht sich auch auf die Beachtung physiognomischer Aeusserungen, die man diagnostisch zu wenig verwerthete. So hat das häufige Lächeln der von manischen Stimmungen angehauchten stuporösen Kranken nicht verhindert, diese Krankheit der Melancholie einzureihen. Unbefriedigt durch die statistische Methode, die erbliche Ver- anlagung in zu grosser Berücksichtigung der Agnaten vorauszusetzen, habe ich die Lehre von den Veranlagungen unter die Erkrankungen, nicht vor dieselben gestellt, und vor Allem auf ihre anatomischen Ausprägungen verwiesen. Ich habe mich weniger, als gepflogen wird, mit dem mystischen Begriffe der Veranlagung begnügt, sondern auch hierin Veranschaulichung der veranlagenden anatomischen That- sachen am Kranken erstrebt. Diese suchte ich nicht allein dem Aussenbilde, sondern der Berücksichtigung aller abnormen propor-