Krankheiten des Herzens / bearbeitet von N. Friedreich.

Date:
1867
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Credit: Krankheiten des Herzens / bearbeitet von N. Friedreich. Source: Wellcome Collection.

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    es lassen sich die hauptsächlichsten Theorieen in folgende Gruppen zusam- menfassen : a) Die Herztöne sind bedingt durch das Anschlagen des Herzens an die Brustwand entweder bloss in der Systole oder auch in der Dia- stole. M agendie suchte zuerst diese Theorie zu begründen, indem er sagte, die Herztöne entständen durch die Schwingungen, in welche die Brustwände durch die Herzbewegungen vevsetzt würden, und zwar ent- stehe der erste Ton durch die Systole der Kammern, während welcher die Herzspitze an den 5. linken Intercostalraum anschnelle, der zweite Ton durch die Diastole der Kammern, während welcher besonders der schnell anschwellende rechte Ventrikel an das Brustbein klopfe. Diese Theorie, welche übrigens ziemlich ohne Anhänger blieb, bedarf wohl kaum einer Widerlegung; wie bereits früher gezeigt wurde, ist ein An- schlagen oder Anklopfen des Herzens in keinem Momente der Herzthätig- keit möglich; auch haben vielfache Versuche gezeigt, dass die Herztöne auch nach Entfernung der vorderen Thoraxwand und Bloslegung des Her- zens noch fortdauern. b) Die Herztöne entstehen durch die Muskelcontractionen des Her- zens, eine Ansicht, welche zuerst durch Laennec ausgesprochen und wenigstens theilweise von mehreren bedeutenden Forschern getheilt wurde. Indem derselbe zuerst das Vorhandensein von zwei Herztönen während einer Herzaction unterschied, hielt er den ersten Herzton durch die Con- traction der Kammern, den zweiten durch die Contraotion der Vorhöfe gebildet. Bezüglich des zweiten Tones ist diese Theorie, wie bereits Turner hervorhob, schon desshalb unrichtig, weil die Contractionen der Vorhöfe nicht jenen der Ventrikel folgen, sondern letzteren ein kurzes Zeitmoment vorausgehen. Dass dagegen die Contractionen der Ventrikel den erslen Ton erzeugen, oder wenigstens zu dessen Entstehung mit bei- tragen, wird auch von Ch. Williams und J. Hope nach Versuchen, die sie an jungen Bseln anstellten, von dem Londoner und Dubliner Comite, F. Arnold, der Societät von Philadelphia, Kürschner, G. Rapp, Haughton u. A. behauptet. In der That lässt sich wohl nicht bezweifeln, dass durch die bei raschen Muskelcontractionen gesche- hende Bewegung und Verschiebung der Muskeltheilchen eine tonartige Wahrnehmung erzeugt werden kann, wie man durch die Auscultation rasch sich zusammenziehender Muskeln, besonders deutlich des Masseter, leicht sich zu überzeugen Gelegenheit hat, und dass diesselbe zur Bil- dung des ersten längeren Herztones mit beiträgt. Die neueren Untersu- chungen über das Muskelgeräusch von Wollaston, Natanson, Haugh- ton und Helmholtz lassen hierüber keinen Zweifel. Unrichtig aber möchte es sein, in der Muskelcontraction die einzige oder auch nur die hauptsächlichste Ursache des ersten Tones zu suchen, indem offenbar die Hauptquelle desselben in anderen, nachher zu erörternden Vorgängen be- gründet ist. c) Die Herztöne entstehen theils durch Schwingungen des Blutes selbst und durch das Zusammentreffen zweier Blutsäulen, theils durch Anstossen des Blutes gegen die Herzwände. So hält Piorry die Töne durch das Reiben der Blutsäule an den Herzwänden und der Blutmoleküle unter sich bedingt; Beau lässt den ersten Ton durch den Stoss der vom Vorhof in den Ventrikel herabtretenden Blutwelle gegen die Innenfläche des letzteren, den 2. Ton durch den Anstoss des aus den Venen strömen- den Blutes gegen die Innenfläche der Vorhöfe entstehen; Pigeaux glaubt, der 1. Ton entstehe durch die Reibung des Blutes an den Kammer- und Arterienwänden, wenn es durch die Contraction der Ventrikel in die Arte-