Krankheiten des Herzens / bearbeitet von N. Friedreich.

Date:
1867
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Credit: Krankheiten des Herzens / bearbeitet von N. Friedreich. Source: Wellcome Collection.

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    §. 302. Die hier abzuhandelnden Zustände finden sich in den Schrif- ten der früheren Aerzte unter der Bezeichnung „11 erzpolypen beschrie- ben, eine Benennung, deren sich zuerst Seb. Pissinius bedient zu haben scheint, und zu welcher eine gewisse, mitunter bestehende AehnHchkeit der Form mit den polypösen Gewächsen in Nase und Uterus in einiger Weise zu berechtigen schien. Auch die Fabeln älterer Autoren von Wür- mern und kleinen Schlangen im Herzen, wie sie von Riolan, Spigelius, Zacutus Lusitanus, ßonetus u. A. erzählt und selbst noch von dem nüchternen Senac nicht ganz zurückgewiesen wurden, gehören ohne Zweifel hierher. Nach mannigfachen Theorieen über die Natur der Herz- polypen, wie sie im Laufe der Zeiten aufgestellt wurden, ist die Medicin unserer Tage zu dem Nachweis gelangt, dass es sich hier lediglich um Gerinnungen des Blutes innerhalb des Herzens handelt, welche an ver- schiedenen Stellen desselben, in verschiedenen Formen und Altersstufen und unter ver.=chiedenen Verhältnissen vorkommen können. Im Allgemei- nen unterscheidet man, wie dies schon von Corvisart geschehen, fri- sche, kurz vor oder selbst erst nach dem Tode entstandene, und ältere Gerinnungen; die ersteren hat man auch als falsche, die letzteren als wahre Polypen bezeichnet. §. 303. Die frischen Herzgerinnsel zeigen sich an der Leiche als mehr oder minder elastische, manchmal gallertartige Fibrinmassen von weisser, grauer oder gelblicher Farbe, oft durchscheinendem Aussehen, stark seröser Durchfeuchtung und glatter, glänzender Oberfläche; dieselben richten sich im Allgemeinen nach der Form der Herzhöhlen und setzen sich nicht selten als cylindrische Stränge weit in die vom Herzen abgehen- den Gefässstämme hinein fort, wobei häufig der den arteriellen Ostien entsprechende Abschnitt deutliche Abgüsse der Klappentaschen trägt. Längs der unteren Fläche dieser Gerinnungen findet sich nicht selten ein rother Cruorstreifen in demselben Verhältnisse, wie der Biutkuchen unter der Speckhaut des Aderlassblutes sich ausscheidet; oft aber besteht das Gerinnsel fast ganz aus Faserstoff und enthält nur wenige streifige oder punctförmige rothe Parthieen. Diese Gerinnungen, wenn sie sich auch mit ihren Ausläufern vielfach zwischen die Sehnenfäden und Trabekelu hinein fortsetzen, lassen sich doch ohne Mühe von der Oberfläche des En- docards abziehen und entstehen theils erst nach dem Tode, theils schon während des Todeskampfes, wenn mit dem allmähligen Nachlass der Trieb- kraft des Herzens die Bewegung des Blutes auf ein Minimum herabsinkt; man hat sie daher nicht unpassend auch als „Sterbepolypen bezeich- net. In klinischer Beziehung haben diese Arten von Gerinnungen keine weitere Bedeutung; ihre Reichlichkeit bietet an der Leiche, allerdings mit gewisser Vorsicht, Anhaltspuncte theils für die Annahme eines hyperino- tischen Zustandes und einer gesteigerten Gerinnungsfähigkeit des Blutes, theils für die Beurtheilung der Dauer und Schwere der Agone. Am häu- figsten und reichlichsten finden sie sich gewöhnlich im rechten Herzen und bei an Affectionen der Respirationsorgane verstorbenen Individuen. S. 304. Die älteren Herzgerinnungen unterscheiden sich von den bisher erwähnten Gerinnseln durch sehr wesentliche und bestimmte Charactere. Dieselben bestehen aus mehr brüchigem und trockenem, we- niger elastischem Faserstofi von bald fleischröthlichem, bald gelblichem oder grauweissem, auf der Schnittfläche und Oberfläche mattem Aussehen. Ihre Oberfläche ist nicht selten gerippt, in Folge successiver Auflage- rungsschichten , oder sonst in unregelmässiger Weise uneben und höcke-