Die Krankheiten der weiblichen Harnröhre und Blase / von F. Winckel.

Winckel, F. (Franz), 1837-1912.

Date:: 1885

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Credit: Die Krankheiten der weiblichen Harnröhre und Blase / von F. Winckel. Source: Wellcome Collection.

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Frau B., 26 Jahre, eine kleine Brünette mit starkem Panniculus, kräftigem Knochenbau, aber schwächlicher Musculatur, war am 27. April 1874 nach regelmässigem Verlauf der Schwangerschaft und 4tägiger Greburts- dauer von einem nicht grossen aber ausgetragenen todten Kinde entbunden worden. Die Hebamme soll bei ihrer Ankunft ganz im Beginn der Geburt die Blase gesprengt und dann nach einer Reihe von Stunden zum Arzt ge- schickt haben, welcher stundenlang und an zwei Tagen nacheinander, erst allein, später mit einem andern Arzt zusammen, das Kmd durch die Zange vercreblich zu extrahiren versuchte und schliesslich nach der Perforation des- selben die Geburt beendete. Die Patientin hat seitdem den Urin unwillkür- lich verloren. Wir fanden eine 2—2,5 Ctm. grosse Blasenscheiden- fistel, deren linker Winkel durch narbige Stränge am Unken Schambogenschenkel angeheftet war. d • j. Operation am 30. April. Es wurden 15 Suturen eingelegt. Bei Ent- fernung derselben am 6. Tage fand sich der im linken Vaginalgewölbe liegende Wundwinkel nicht vereinigt. Der Harn floss zum grösseren Theil durch die Scheide ab. Am 20. Juli wurde 3 -4 Ctm. oberhalb des Scheiden- eingangs der Scheide 1 Ctm. breit ringsherum angefrischt und hierauf durch 14 Sei'densuturen die vordere mit der hintern Wundfläche vereinigt. Am 7. Tage post. operat. bei Entfernung der Nähte fand sich der rechte und mittlere Theil der Anfrischung per primam verheilt, der linke jedoch nicht. Dann auf ihren Wunsch entlassen. Wiedereingetreten am 8. V. 76. Nr. 421. Am 27. V. Abortus. Frucht dem 4. Monat entsprechend; sehr heftige, äusserst schmerzhafte Wehen. — Das Becken ist allgemein ver- engt. Spinae 23,5, Cristae 26,0, Conjugata externa 17,5, beide schräge Durchmesser 21,5—22 Ctm. Am 4. VII. 1876 dritte Operation. Anfrischung der hintern Scheidenwand in einer Ausdehnung von 3,5 Ctm. Darauf wird von dem untern links gelegenen Winkel der Fistel aus die Vesicovaginal- wand quer gespalten und nachdem die arterielle Blutung durch 2 Ligaturen und Torsion mehrerer Gefässe, die parenchymatöse durch 2malige Appli- cation des Ferr. cand. gestillt ist, die Vesicovaginalwand mit dem ange- frischten Theil der Rectovaginalwand durch 18 Silberdrahtsuturen vereinigt. Am 11. VII., 8. Tag, Herausnahme von 14 Suturen. Die Vereinigung ist ganz fest. Kein Tropfen Urin quillt hervor. Am 13., 10. Tag, Ent- fernung der vier letzten Suturen. Aus dem linken Vereinigungswinkel fliesst Harn ab, wiewohl eine Oeffnung nicht zu sehen. Späterhin fliesst wieder aller Urin durch die Scheide ab. Am 3. VIII. ward Patientin vorläufig entlassen. Im October 1876 ward die quere Obliteration wiederholt und gelang bis auf eine sondenknopfgrosse Oeffnung, die noch zu schliessen ist. Nr. 7. Durchreissung der ganzen Blasenscheidenwand mit der Zange bei einem gradverengten Becken ersten Grades. Heilung bis auf eine dicht an der vordem Mutterlippe sitzende linsengrosse Oeffnung, die monatelang wiederholten Aetzun- gen widerstand. Nr. 453. 17. V._ 76. S., 26 Jahre, als Kind die englische Krankheit. Am 13. Juli 1875 mit der Zange nach einer viertägigen Geburts- dauer entbunden. Gleich in den ersten Tagen des Wochenbetts Abfluss des Urins durch die Scheide. In der vordem Scheidenwand, etwas nach links an der Mittellinie ein ungefähr 4 Ctm. langer und 1 Ctm. breiter Riss, aus dem der Urin abfliesst. Die Schleimhaut der Blase ragt durch denselben in die Scheide hinein. Am 20. V. wird mit der Anfrischung vom untern Ende der Fistel begonnen und zwar in einer Breite von ungefähr 1 Ctm. Das Ende der Anfrischung liegt von der Harn- röhrenmündung ungefähr 9 Mm. entfernt. Die in der Wundfläche sich vor- wölbende Blasenschleimhaut abgetragen. Vereinigung durch 18 Drahtsuturen.