Die Erkrankungen der Mundhohle und der Speiserohre / von F. Kraus.

  • Nothnagel Hermann, 1841-1905.
Date:
1902
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Credit: Die Erkrankungen der Mundhohle und der Speiserohre / von F. Kraus. Source: Wellcome Collection.

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    theilweise oder ganz hinter dem Zungengrund. Bisweilen sieht man am Gaumensegel (und ebenso an der hinteren Pharynx wand) Pulsationen. Als auffallendster Theil stellt sich das sehr wechselnd gebildete, conisch, cylindrisch oder rundlich erscheinende Zäpfchen dar. Dessen Form wechselt übrigens auch noch mit dem Contractionszustand der Uvula- inusculatur. Der Arcus palatoglossus springt als wulstähnliche Falte auf der gewölbten Mundhöhlenseite des weichen Gaumens vor; er bildet blos eine Falte aus der Fläche des hinteren Gaumenbogens. Normaler- weise sind weicher Gaumen und Bogen ganz symmetrisch, die Arcus sind gleichförmig geschwungen, das Zäpfchen steht median. Auffällige Asymmetrien können hier nicht als etwas Normales gelten. Aber die abnorme Stellung des Zäpfchens ist deshalb noch kein entscheidendes Kriterium für Gaumensegellähmung. Die Länge des Gaumensegels, ober dem Zäpfchen gemessen, beträgt 2—3 cm, in der Medianebene ist sie 4—45 cm. Bei jüngeren Kindern ist die Uvula klein, der vordere Gaumenbogen wTenig entwickelt. Im Alter wird das Zäpfchen voluminös. Will man im gegebenen Falle genauer das Verhältniss der Länge des Zäpfchens zu dem Gaumenbogen hin untersuchen, so lässt man zunächst den Athem ruhig anhalten, dann contrahirt sich die Uvula; wird eine Scala gesungen, erkennt man die Kraft ihrer Contraction; lässt man durch die Nase athmen, geräth das Zäpfchen in grösste Erschlaffung. Beiläufig erwähnt sei die »gespaltene« Uvula als »Degenerationszeichen«. Die Nische zwischen den beiden Gaumenbögen enthält dieTonsillen. In der Norm erscheint jede Tonsille als ein fast ebenes, nur wenig über die Schleimhautfläche prominirendes, durchlöchertes Feld. Häufiger, aller- dings frei sichtbar, kann die Mandel auch durch den vorspringenden vorderen Gaumenbogen verdeckt sein. Bei Würgebewegung, wobei sich die hinteren Gaumenbögen verbreitern, während die vorderen erschlaffen, werden die Tonsillen nach vorn rotirt und deren sonst mehr median- wärts gestellte freie Fläche stellt sich besser übersehbar ein; gleichzeitig wird die Prominenz etwas stärker. Auch erkennt man dann, dass der Buckel grösser ist als die löcherige Platte. Durch willkürliches Senken der Zunge oder durch Herabdrücken derselben mittels des Spatels kann man sich gleichfalls das Organ leichter übersehbar machen. Wirklich »normale« Mandeln bei Erwachsenen sind beinahe seltener, als patho- logisch vergrösserte, mehr oder weniger zwischen den Gaumenbögen hervorragende Tonsillen. Die Löcher der siebförmigen Platte erscheinen entweder rund oder länglich geschlitzt. Bisweilen finden sich beinahe 20 Oeffnungen, in anderen Fällen wiederum zeigt sich blos eine lacunäre Oeffnung. Auch im Innern sind die Mandeln verschieden gebaut, sie enthalten taschenförmige Hohlräume oder zusammenhängende labyrinth- artige Krypten oder kleine, an die erwähnte grössere lacunäre Oeffnung