Der Nervus phrenicus des Menschen : eine Monographie / von Hubert Luschka.

  • Luschka, Hubert von, 1820-1875.
Date:
1853
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Credit: Der Nervus phrenicus des Menschen : eine Monographie / von Hubert Luschka. Source: Wellcome Collection.

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    Bevor icli über die von medicinischen Schriftstellern angenommene Entstellungsweise des Risus sardanius berichte, will ich, was mich literar-historische Studien in einem weitern Gebiete über das Wesen dieser Art des Lachens gelehrt haben, hier niederlegen. Bei Homer *) begegnet man zum erstenmale dem »octQddnos yüajgu. Der Aus- druck hat hier durchaus allgemeine, appellative Bedeutung und bezeichnet ein grimmiges Hohngelächter. Schon von griechischen Grammatikern wird aatQeiv — Klaffen oder Fletschen des Mundes — als Stammwort angenommen. Näher jedoch ist das Adjectiv »oagdwios« von dem mit ocuqsTv stammverwandten Verbum oaQda'Cüv, nach regelrechter Bildung abzuleiten. Dieses aber bezeichnet das zähnefletschende Zorngelächter eines Wüthenden. Die hier gewählte Schreibart »sardanius* ist daher historisch wie etymologisch die einzig zulässige. Dieser durchaus überzeugenden Ableitung gegenüber haben schon griechische Philologen sich durch den Wortlaut bestimmen lassen, das sardanische Lachen mit Sardinien in Beziehung zu bringen. Eine besondere, die Sarden charakterisirende Art zu lachen konnte aber nicht gefunden werden. Daher bezogen es Andere speziell auf jenes Lachen, mit welchem, wie die Sage geht, in Sardinien die hochbetagten Aeltern den Tod durch die Hand ihrer eigenen Kinder erwartet haben sollen. Noch in einer andern Weise wird das sardanische Lachen auf Sardinien bezogen. Nach den Berichten von Lucillus Tarrhaeus und Silenus gab es zufolge der Aussage der Bewohner von Sardinien daselbst eine Pflanze, süss von Ge- schmack, auf deren Genuss, unter scheinbarem Lachen, durch Krampf der Tod erfolgte 2). Eine ganz neue Erklärung bezüglich der Ableitung des sardanischen Lachens ist die von Ludwig Mercklin1 2 3). Nach ihm ist es auf Sardan, identisch mit Sand an, den assy- rischen Feuer- und Kriegsgott zu beziehen. Es soll das Lachen der den Sühnopfertod sterbenden Menschen bezeichnen, und zwar speziell solcher, die dem Gotte Sardan zu Ehren geopfert wurden. Diese Erklärungsweise scheint, gleich den beiden vorigen, sehr weit von der Wahrheit entfernt zu sein. Es lässt sich durch Nichts unterstützen, dass jene Bezeichnung aus der Fremde so früh nach Griechenland eingewandert, und dort eine ganz allgemeine Bedeutung erhalten habe. Wie mir mein Freund und College Prof. E. Meier völlig einleuchtend bemerkt, schlagen die Wortbedeutungen gerade den umgekehrten Weg ein. Sie geben von allgemeinen Anschauungen und Begriffen aus und werden allmälig erst auf das Einzelne und Besondere übertragen. Wir hätten also, uns an die Eingangs bezeichnete allein richtige Etymologie haltend, unter Risus sardanius ein gewaltsames, mit Verzerrung des Gesichtes verbundenes Lachen 1) Odyssee 20, 302. 2) Die Pflanze wird von den altern Schriftstellern gemeiniglich als Herba Sardoa aufgeführt. Nach einer mir von Herrn Prof. H. v. Mo hl gegebenen Notiz wurde die Pflanze von Bauhin für Ranunculus sceleratus, von Haller dagegen für Oenanthe crocata gehalten. 3) Die Talos-Sage und das sardonische Lachen. Petersburg, 1851.