Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften / von R. Hermann Lotze.

  • Lotze, Hermann, 1817-1881.
Date:
1842
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Credit: Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften / von R. Hermann Lotze. Source: Wellcome Collection.

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    §. 11. Die körperlichen Substrate der Geistesthätigkeiten. Wir gehen zur zweiten Frage über, in wieweit wir genothigt sind, dem idealen Leben der Seele eine Reihe körperlicher Pro- oesse als dessen Bedingungen unterzustellen. Auch hier können wir nur eine einfache Grundansicht aufstellen, der künftigen Er- fahrung überlassend, ob sie ausser derselben noch andre Annahmen nöthig machen wird. Der Punkt, von dem aus die Nothwendigkeit einer körperlichen Veranstaltung für die Seele allein begriffen werden kann, ist dieser, dass das Material ihrer Vorstellungswelt in seinen letzten Bestand- theilen immer aus der äussern umgebenden Welt geschöpft ist. Sinneseindrücke und ihre Verbindungen sind es, über welche die Seele die Netze ihrer Associationen hinzieht. Alle Sinnesqualitäten, sofern sie eine geregelte Erkenntniss geben und dem Denken und Wollen ein deutlich bestimmtes Ziel ihrer Thätigkeit darbieten sollen, müssen unter den Verhältnissen des Raumes und der Zeit, so wie der Bewegung, als Form und Gestalt nebeneinandergeordnet werden. Es kann dieses erste Element des geistigen Lebens nicht genug hervor- gehoben werden; die mathematische Anschauung und Verbindungsweise der einzelnen partiellen Sinneseindrücke bildet ein wichtiges und un- erlässliches Geschäft der Seele, dessen Vollendung erst die verständige an dem Bilde hin- und hergehende Vergleichung und Beurtheilung fol- gen kann. Sobald die Seele aber äussere Reize unter bestimmten me- chanischen Formen der Gesammtanschauung wahrnehmen soll, be- darf sie nicht blos eines mechanischen Processes als Signal für die •Production jeder einzelnen unendlich kleinen Vorstellung; sondern damit sie diese Vorstellungen in dem Elemente des Raumes, der Zeit und der Bewegung zusammenfasse, müssen auch jene Signale auf bestimmte Weise zusammengefasst sein und durch ihre innere Ordnung die entsprechende Verschmelzung der Vorstellungen be- wirken. Damit die Seele das, was an einem Körper rechts ist, auch in gleicher Lage und Nachbarschaft, das linke nach einer andern Richtung fortgehend vorstelle, damit sie den Widerstand, den der Körper dem Getast entgegenstellt, in denselben Raum versetze, welchen das Object der Gesichtsempfindung füllt, dies Alles, was sich leicht noch vermehren Hesse, bedarf einer besonders vorge- richteten mathematischen Harmonie der Empfindungen, die nur in bestimmten physikalischen Processen begründet sein kann. So wird