Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften / von R. Hermann Lotze.

  • Lotze, Hermann, 1817-1881.
Date:
1842
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften / von R. Hermann Lotze. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    29/552 (page 13)
    selbst das Einzelne überlassen, erinnern wir nur, dass jede Idee, sobald sie zu ihrer Erscheinung eines Spieles der Massen gegen einander bedarf, auch nothwendig einen angeordneten mechanischen Zusammenhang voraussetzt, welcher ihr die materiellen Kräfte zur Verwirklichung gibt. So wie im Staate dem Gesetze sich Alles fügen muss, ohne dass dies selbst einen mechanischen Stoss auf die Musculatur der Unterlhanen ausübt, so wird die Idee des Le- bens zwar auch das beherrschende Gesetz seiner Erscheinungen sein, nie aber selbst als wirkende Kraft in den Zusammenhang derselben eingreifen. Und so wie das Gesetz des Staates sich nie erfüllen wird, sobald in dem Zusammenhang der Gemüthsbewegun- gen der Unterthanen nicht die Mittel zu seiner Erfüllung vollständig vorhanden sind, so wird auch die Idee des Lebens niemals ihre Herrschaft behaupten können, sobald ihre mechanischen Unterlagen einmal aus der Disposition herausgetreten sind, die jene Herrschaft als Resultat hervorgebracht haben würden. Die Idee hat keine Kraft der Gliedmaassen, um die Massen zu bewegen; soll dies ge- schehen, so muss ein System von Massen da sein, das schon nach ihren Gesetzen geordnet ist, und daher rein mechanisch wirkend dennoch den Erfolg hervorruft, der als ein vorbestimmter und seinsollender der Idee des Lebens entspricht. Es folgt daraus, dass ideale Verhältnisse niemals die Weisen der Verwirklichung irgend einer Erscheinung erklären. Diese Ansichten bilden daher ein ganz für sich abgeschlossenes, getrenntes Gebiet; sie geben, wie sie auch die Krankheit betrachten mögen, niemals irgend eine Grundlage der Therapie ab; denn die idealen Verhältnisse stehen uns nicht zu Gebot; wir können nicht ändern, was einmal in der allgemeinen Ordnung der Welt liegt. Ueberdem sind sie aller Schwankung des Urtheils unterworfen, die da eintritt, wo wir die Erscheinungen auf eine innerliche Bedeutung zurückführen wollen, eine ästhetische Betrachtungsweise, für welche feste Prin- cipien zu finden der Philosophie bisher nicht gelungen ist. In diesen Kreis der Ansichten fallen nicht nur bedeutende geistreiche Ansichten der Neuern, sondern überhaupt die meisten Definitionen der Krankheiten im Allgemeinen und Einzelnen. So jene, die sie als Kampf des Lebens gegen die äussere Natur, des individuellen Moments gegen das planetarische ansehn; lauter Ausdrücke, die eine gewisse ästhetische Bedeutsamkeit haben, aber weder den Hergang der Sache erklären, noch einen Angriffspunkt für thera- peutische Einwirkungen angeben. So ferner, wenn die Krankheit