Die Nerven-Dehnung als Operation in der chirurgischen Praxis : eine experimentelle und klinische Studie / von Paul Vogt.

  • Vogt, Paul, 1844-1885.
Date:
1877
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Credit: Die Nerven-Dehnung als Operation in der chirurgischen Praxis : eine experimentelle und klinische Studie / von Paul Vogt. Source: Wellcome Collection.

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    lagert mau die Weiclitheile mit dem Elevatorium dicht auf dem Kiefer hingleitend nach abwärts zurück und legt damit die büschel- förmige Ausbreitung des Nerven frei. Auch wenn man nun den Nervenstamm an dem Knochenrande des Infraorbitalcanals exact von den hier nicht sehr festen Einscheidungen loslöst, so hat meiner Ueberzeugung nach eine jetzt etwa vollzogene Dehnung meist keinen Nutzen: ohne Aufmeisselung des Canals kann sich der Zug in cen- traler Richtung sicher nicht fortpflanzen. Es treten innerhalb des ' Canals die Nn. alveolares vom Stamme des Infraorbitalis in den Kiefer durch die entsprechende Canales alveolares hinein, durch diese ist der Nerv selbst in seiner Passage wie mit Wurzeln fixirt und kann von einer weiteren Fortpflanzung des Zuges füglich nicht die Rede sein. Es empfiehlt sich daher entschieden, um sicher Vor- gehen zu können, die Bloslegung des Nerven innerhalb des Infra- orbitalcanals nach der Methode von Wagner, die die wenigst ein- greifende und doch freies Operationsfeld bietende ist. Mittelst des entsprechend geformten grifFelförmigen Hohlmeissels wird, während das an der Orbitalinsertion losgetrennte untere Augenlid sammt dem Bulbus durch das löffelförmige Speculum nach aufwärts gehalten und zugleich der Canal selbst beleuchtet wird, letzterer in seiner ganzen Ausdehnung aufgemeisselt und der Nerv dann mittelst des seitlich abgebogenen Häkchens herausgezogen und von der Arterie event. isolirt. Ist er mit dem Haken hervorgehoben, so kann mit der Pincette mit Gummieinlage noch der gewünschte Dehnungsact vervollständigt werden. c. Nervus alveolaris inferior. Die Bloslegung und Dehnung dieses Nerven an seiner Aus- trittsstelle aus dem Alveolarcanal stellt eine ausserordent- lich einfache, als operativer Eingriff kaum schwerer wie eine Zahn- extraction wiegende Operation dar, die dabei mit grosser Sicherheit und Schnelligkeit auszuführen ist. Der Mundwinkel der entsprechen- den Seite wird durch die Zeigefinger des Assistenten (in Fig. 7 ist dieser Act durch die Hände des Patienten selbst ausgeführt) stark nach aussen und abwärts gezogen. Unterhalb des 2. unteren Back- zahns wird, etwas näher dem unteren wie dem Alveolarrande des Unterkiefers gelegen, eine horizontal verlaufende Incision gemacht von 2 Ctm. Ausdehnung, die Zahnfleisch und Periost durchtrennt; hebt man jetzt den unteren Wundrand etwas mit dem Elevatorium zurück, so liegt die Austrittsstelle des Nerven frei und sieht man seine Verzweigung in die stark abgezogene Unterlippe hineintreten.