Handbuch der allgemeinen Ernährungsstörungen / von H. Immermann.

  • Immermann, H. (Hermann), 1838-1899.
Date:
1879
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Credit: Handbuch der allgemeinen Ernährungsstörungen / von H. Immermann. Source: Wellcome Collection.

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    die Controlle einer genügenden Erfahrung fort und fort ausgesetzt bleibt. Eine Flocke Schiessbaumwolle und eine solche von gewöhnlicher Baumwolle gleichen z. B. einander äusserlich zum Verwechseln- ihre differente chemische Constitution tritt dagegen sofort hervor, wenn beide von einem Hammerschlage getroffen, oder mit einem glühenden Körper berührt werden. — So wenig ferner, um an ein früher gebrauchtes Gleichniss wieder anzuknüpfen, man vom trübe dahin fliessenden Strome ohne Weiteres aussagen kann, er sei tief, oder flach, wenn man nicht das Senkblei anwendet, oder selbst ins Wasser springt, — noch endlich ohne Compass bei bedecktem Himmel etwas Genaueres darüber wird feststellen können, ob der Lauf der Strömung nach Osten oder Westen u.s.w. gerichtet ist, — so wenig geben sich Constitutionsanomalieen jederzeit, als solche, durch deutliche Zeichen, durch Veränderungen des Befindens oder des äusseren Habitus, kund. Wenn nun aber auch in manchen Fällen die Erkenntniss consti- tutioneller Erkrankungen längere Zeit hindurch schwierig, oder an Zufälligkeiten geknüpft bleibt, so ist doch die Zahl der Fälle jedenfalls weit grösser, in denen ein stationäres und erkennbares Krank- heit sbild aus dem abnormen Flusse der Lebens Vorgänge resultirt, oder letzterer sich wenigstens durch häufigere Paroxysmen krankhafter Symptome verräth. Beides ist im Ganzen ohne Mühe verständlich. Zunächst nämlich darf nicht vergessen werden, dass erfahrungsgemäss sowohl das subjective Wohlbefinden, wie die normale Beschaffenheit des Habitus bis zu einem gewissen Grade stets von der Integrität der Constitution abhängig bleiben, dass also umgekehrt erhebliche Erkrankungen der letzteren sowohl das Befin- den wie schliesslich auch den Habitus in krankhafter Weise verän- dern müssen. Ferner erklärt sich die meist nur vorübergehende La- tenz der meisten Constitutionsanomalieen, die Häufigkeit krankhafter Paroxysmen, welche das scheinbare Wohlbefinden unterbrechen, un- mittelbar aus der abnormen Impressionabilität der betreffen- den Individuen, vermöge welcher oftmals Einwirkungen, die bei Gesunden spurlos vorübergehen, ja selbst die gewöhnlichen physiolo- gischen Lebensreize, für jene bereits die Bedeutung von Noxen (Krankheitsursachen) erlangen. Das eben berührte, anomale Verhalten kranker Constitutionen spricht sich aber endlich auch dadurch in unverkennbarer Weise aus, dass intercurrente Krankheitsprocesse aller Art, welche nicht die Bedeutung einfacher, localer Eruptionen des Allgemein- leidens besitzen, sondern wirkliche (weil zufällige) Complica- tionen des letzteren darstellen, fast immer unter abnormen Erscheinungen sich kundgeben und in abnormer Weise