Die Palpation der Bauch- und Beckenorgane / von F. Skutsch.

  • Skutsch, Felix, 1861-1951.
Date:
1892
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Credit: Die Palpation der Bauch- und Beckenorgane / von F. Skutsch. Source: Wellcome Collection.

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    Wichtig ist zunächst, dass die Haltung und Bewegung der innerlich untersuchenden Hand keinen Schmerz erzeugt, welcher der Patientin zur Anspannung der Mukeln Veranlassung giebt. Auch aus diesem Grunde ist es von Vortheil, nicht gleich bimanuell, sondern erst äußerlich, dann nur vaginal, dann bimanuell zu tasten. Während der einfach vaginalen Untersuchung verschwindet etwaige durch Einführung der Finger erzeugte Reizwirkung und die Bauchmuskeln erschlaffen. Bei enger Vulva und Vagina darf, wie oben auseinandergesetzt wurde, nur mit einem Finger untersucht werden. Auf Clitoris und Harnröhrenwulst darf kein Druck ausgeübt werden; ein auch stärkerer Druck auf den hinteren Umfang der Vulva ist nicht empfindlich. Der in der Vulva liegende Theil der Hand muss ruhig gehalten werden. Der abducirt ge- haltene Daumen darf nicht auf die Clitoris drücken, sondern muss seitlich an den Mons Veneris angelegt werden. Die außen aufliegende Hand darf ebenfalls keinen Schmerz erzeugen; sie muss, wie schon erwähnt, ganz allmählich, sanft in die Tiefe zu dringen suchen. Wollte man durch verstärkten Druck den Widerstand der ge- spannten Bauchdecken überwinden, so würde der geringe Konsistenz- unterschied, den die beweglichen Beckenorgane bieten, nicht wahrge- nommen werden können. Gelänge es wirklich, durch Kraft den Wider- stand zu beseitigen, so würde man vielleicht die harte Wirbelsäule tasten, nicht aber die weicheren Organe des Beckens zur Wahrnehmung bringend) Durch das kraftvolle Aufdrücken der Finger wird ihre Sensibilität derart herabgesetzt, dass sie geringe Unterschiede der Konsistenz nicht wahrzu- nehmen vermögen. Ganz behutsam, die ganze Tastfläche der Finger be- nutzend, ruhig und ausdauernd soll die Hand in die Tiefe zu dringen suchen; je leiser man tastet, um so mehr fühlt man; jedes plötzliche Stoßen muss vermieden werden. Die Nägel, natürlich kurz geschnitten, dürfen nicht in die Haut eindringen, sondern, wie erwähnt, flach auf- liegend sollen die Finger eindringen. Nur ganz allmählich darf der Druck verstärkt werden.* 2) Eine Erleichterung soll man der äußeren Hand dadurch verschaffen, dass sie nicht durch die wenn auch geringe Last der Kleidungsstücke gedrückt wird. Die Kleider sollen weit nach oben geschoben werden und eventuell von der Patientin selbst hier festgehalten werden. Spannt trotz vorsichtigster Untersuchung die Patientin die Bauch- muskeln, so suche man zunächst durch Ablenkung ihrer Aufmerksamkeit die Erschlaffung herbeizuführen. Die Anweisung, auf die Untersuchung 1) Vgl. Schultze: Lageveränderungen pag. 58. 2 »Die Hand des Gynäkologen soll wie die Pfote einer Katze sanft streicheln, im Bedarfsfälle aber auch scharf zugreifen können,« citirt J. Heitzmann (Compendium der Gynäkologie, Wien 1891, pag. 51) als Ausspruch eines berühmten Gynäkologen.