Die entzündlichen Erkrankungen des Darms in der Regio ileo-coecalis und ihre Folgen : eine Studie aus der Praxis für die Praxis / von Richard Lenzmann.

  • Lenzmann, Richard, 1856-
Date:
1901
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Credit: Die entzündlichen Erkrankungen des Darms in der Regio ileo-coecalis und ihre Folgen : eine Studie aus der Praxis für die Praxis / von Richard Lenzmann. Source: Wellcome Collection.

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    Eine derartige, das Durchpassiren von Entzüudungserregern duldende pathologische Veränderung der Darmwand kann z. B. schon durch eine heftige traumatische Quetschung zu Stande kommen. Nur kurz eine Krankengeschichte: Ein Arbeiter, der an einem alten rechtsseitigen Leistenbruch mit weiter Bruch- pforte litt, hielt für gewöhnlich den Bruch mit einem Bruchband zurück. Aus äusseren Gründen trug er an einem Tage das Bruchband nicht, so dass der Bruch im Brucksack vorlag. Der Patient hatte das Unglück, dass ihn an die- sem Tage gegen Mittag ein schwerer Koffer, den er auf einen Wagen zu heben versuchte, mit einer Kante gegen den Bruch stiess. Trotzdem er einen starken Schmerz verspürte, arbeitete er aber doch bis zum Abend weiter. Nachts erfolgte Erbrechen, Fieber, starke Schmerzhaftig- keit an der Stelle des Traumas und Auftreibung des Abdomens. Am Morgen des folgenden Tages, Aufnahme ins Krankenhaus. Befund: Temperatur 39,2, schwacher Puls: 130, feuchter Schweiss, Facies abdominalis, Leib aufgetrieben, in der rechten Regio inguinalis eine sehr schmerzhafte Bruchgeschwulst. Ope- ration: Schnitt auf die letztere. Bruchsack enthält trübe, serös-eiterige, mit Fibrinflocken untermischte Flüssigkeit und stark geröthete, mit Fibrin belegte, theilweise verklebte Darmschlingen. Spaltung des Bruchsackhalses bis zur inneren Bruchpforte. Auch in der Bauchhöhle serös-eitriges Exsudat; Aus- tapfen desselben, Drainage vom Bruchsack aus. Am Abend Exitus. Obduction: Fibrinös-eiterige Peritonitis, ausgehend vom Bruchsack, der mit der Bauchhöhle weit communicirt, nirgendwo kothige Bestandtheile in der Bauchhöhle, nirgends eine Darmverletzung. Exsudat enthält Streptokokken. Hier konnte es sich nur um eine infektiöse fibrinös-eiterige Peritonitis handeln, die einer Infektion des Peritoneums durch die gequetschte, aber nicht zerrissene Darmwand ihre Entstehung verdankte. Häufig, und zwar häufiger, wie man noch bis vor Kurzem an- genommen hat, wird es sich allerdings bei der Entstehung einer infektiösen Entzündung in der Umgebung des Appendix, einer soge- nannten Perityphlitis infectiosa, um eine Continuitätstrennung des Appendix, eine Perforation, handeln, bei welcher also der Inhalt desselben mit seinem infektiösen Material in direkte Berührung mit dem Bauchfell kommt. Die infektiösen Perityphlitiden sind nun von verschiedener Bösartigkeit, je nach dem schon oft erwähnten gegenseitigen Verhältniss der Virulenz des Entzündungserregers zur Wehrkraft des Peritoneums. Für gewöhnlich wird ja einer Perforation des Processus ein bösartigerer Entzündungsvorgang folgen, wie einer Appendieitis ohne Continuitätstrennung, schon aus dem einfachen Grunde, weil in dem ersteren Falle solches Material auf die Peritonealfläche ge- langt, dessen individuelle Virulenz eben durch die weit vor2:e-