Volume 1

J. von Mering's Lehrbuch der inneren Medizin / bearbeitet von G. v. Bergmann [and others] ; herausgegeben von L. Krehl.

  • Mering, J. von (Josef), 1849-1908.
Date:
1925
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Credit: J. von Mering's Lehrbuch der inneren Medizin / bearbeitet von G. v. Bergmann [and others] ; herausgegeben von L. Krehl. Source: Wellcome Collection.

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    Das Herz erfährt mannigfache Änderungen seines Rhythmus. Häufig wird auch seine Kraft herabgesetzt, bisweilen infolge anatomischer Er¬ krankung des Herzmuskels. Stets aber scheint für das Verhalten des Kreis¬ laufs während der Infektion die Tätigkeit der Vasomotoren ebenso wichtig, oft noch maßgebender zu sein. Bei der infektiösen Kreislaufstörung er¬ schlaffen infolge der zentralen Schädigung der Vasomotoren die Gefäße. Das Blut sammelt sich hauptsächlich in den weiten Räumen der von den Nervi splanchnici innervierten Unterleibsgefäße. Die Haut, die Muskeln werden blutarm. Das Verhalten der Gehirngefäße ist noch nicht genügend bekannt. Der Eintritt der Kreislaufstörung kann sich mit dem als Kollaps bezeichneten Sinken der Körpertemperatur vergesellschaften. Beide be¬ drohliche Erscheinungen können sich gegenseitig steigern, aber auch unab¬ hängig voneinander auf treten (Diehl bei Gottlieb). In der Rekonvaleszenz pflegen dagegen etwaige Herzstörungen ausschließlich oder wenigstens stärker als die Vasomotorenstörung hervorzutreten. In den Lungen entwickeln sich recht häufig durch Einwirkung der krankmachenden Mikroorganismen oder durch Mischinfektionen entzündliche Prozesse (Bronchitis, Pneumonie, entzündliches Ödem). Sie sind recht oft die unmittelbare Todesursache. Die Milz zeigt vielfach eine Vergrößerung, deren Bedeutung noch dunkel ist. In der Milz sammeln sich bei einer ziemlichen Zahl von Krankheiten die Mikroorganismen besonders reichlich an. Wahrscheinlich produziert sie ferner bei einzelnen Infektionen, z. B. bei Cholera und Typhus, bakterien¬ zerstörende Stoffe und dient bei anderen, z. B. der Pneumokokkeninfektion, als Sammelort für die gebildeten Schutzstoffe (R. Pfeiffer, Wassermann). Ob aber derartige Vorgänge mit der Anschwellung in Zusammenhang stehen, ist zweifelhaft. Von großem Interesse ist auch, abgesehen von den noch zu schildernden immunisatorischen Vorgängen, das Studium des Blutes, besonders der weißen Blutkörperchen, aber auch chemischer und physikalisch-chemischer Ver¬ änderungen der Blutflüssigkeit und der roten Körperchen. Einstweilen lassen sich die sehr verschiedenartigen Befunde noch nicht auf eine einfache Formel bringen. Die Eigenart der Krankheitserreger spielt neben der je nach der Schwere und dem Stadium der Erkrankung wechselnden Re¬ aktion des Blutes eine bedeutsame Rolle. Erkennen wir auch für die letztere schon wichtige Richtlinien, so ist doch der Einfluß der Art der Erkran¬ kung in seinen Bedingungen noch recht dunkel. Diagnostisch ist der Blut¬ befund schon jetzt vielfach von großem Werte. Die Nieren entfernen vorzugsweise die bakteriellen Gifte aus dem Organismus und sehr oft ist eine febrile Albuminurie der Ausdruck einer leichteren Schädigung oder eine Nephritis die Folge einer schwereren Be¬ einträchtigung. Die Nephritis tritt meist während des Fiebers auf. Bis¬ weilen, z. B. fast immer bei dem Scharlach, erfordert die Ausbildung der Erkrankung längere Zeit, und die Nephritis erscheint erst im Beginn der Rekonvaleszenz. Die Erforschung der Wirkungsweise der Bakterien führte naturge mäß dazu, auch die Ursachen der Genesung zu ermitteln. Von zwei Seiten her wurde die Lösung in Angriff genommen. 1. Die tägliche Beobachtung hatte gelehrt, daß in Epidemien manche Menschen trotz größter Infektionsmöglichkeit nicht erkranken. Zahlreiche Versuche mit krankmachenden Mikroorganismen hatten ferner die Un- empfänglichkeit mancher Tierarten für Keime gezeigt, die bei anderen schwere Krankheitserscheinungen hervorrufen, und bei der Erforschung der Ursache dieser natürlichen Immunität, dieser — in der ursprünglichen