Galens Schrift 'Ueber die säfteverdünnende Diät' / uebersetzt und mit Einleitung und Sachregister versehen von W. Frieboes und F.W. Kobert.

  • Galen, of Pergamum, 129-approximately 200.
Date:
1903
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Credit: Galens Schrift 'Ueber die säfteverdünnende Diät' / uebersetzt und mit Einleitung und Sachregister versehen von W. Frieboes und F.W. Kobert. Source: Wellcome Collection.

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    Wenn wir heutzutage von Trinken von Blut als Arzneimittel oder Nahrungsmittel reden, so meinen wir immer solches, welches durch Schlagen defibrinirt, d. h. von seiner Gerinnungssubstanz befreit worden ist. Wir brauchen wohl nicht erst daran zu erinnern, dass es in den siebziger Jahren in Paris zum guten Ton gehörte, dass die Damen jeden Vormittag nicht etwa in die Conditorei, sondern in die „Bluttrinkanstalt“ gingen. Später kamen eine wahre Unmenge von aus Blut und Blutfarbstoff hergestellten Präparaten auf, welche zu heilenden Zwecken, namentlich bei Bleichsucht, empfohlen wurden, und von denen noch heute etwa eine Dutzend vielfache Anwendung finden. Sie werden alle aus dem Blut von Rindern und Pferden hergestellt. Es giebt aber auch Thiere, deren Blut, selbst wenn man das Fibrin entfernt hat, ganz erhebliche Giftwirkungen besitzt. Das berüchtigtste Thier in dieser Art ist der Aal und zwar alle drei Arten x) desselben, Muraena, Conger und Anguilla. Man pflegt gewöhnlich zu sagen, dass diese Blutarten qualitativ wie Schlangen- gift, nur dreimal schwächer, wirken. Von anderen Fischen mit giftigem Blut nennen wir wenigstens das Neunauge.x) Kochen ent- giftet diese Blutarten, im anderen Falle würden die Alten nicht solche Loblieder auf die Muränen gesungen haben. Um auf Galen zurückzukommen, sei gesagt, dass seit Hippo- krates und Galen die Blutarten als diätetische Mittel in schlechtem Rufe standen, was, wenn sie in ungeschickter Form zubereitet ge- nossen werden, auch sehr berechtigt ist. In den Ostseeprovinzen ist bei Esthen ganz allgemein ver- breitet, Blutbrot zu backen, d. h. Schweineblut unter den Brotteig zu rühren. Durch dieses vom Fleischer gratis zu erhaltende Mittel erhöhen sie die Nahrhaftigkeit des Brotes sehr bedeutend. § 69. Die Hoden spielen bekanntlich seit den berühmten Versuchen von Brown Sequard in Paris eine ungeheuere Rolle in der Medicin, indem aus ihnen das Spermin dargestellt wird, welches von einer Reihe von Autoren als Stärkungs- und Kräftigungsmittel ersten Ranges ausgegeben wird und mit dessen Darstellung der be- kannte Petersburger Professor Pöhl sich stark beschäftigt. Der Katalog der angesehensten deutschen Firma für Arzneimittel von E. Merck in Darmstadt, führt das Mittel fettgedruckt an und 1) Siehe über Aal- und Neunaugenblut den schon oben citirten Vortrag von Prof. R. Robert.