Grundzüge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute für Linguisten und Taubstummenlehrer / bearb. von Ernst Brücke.

  • Brücke, Ernst Wilhelm von, 1819-1892.
Date:
1856
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Grundzüge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute für Linguisten und Taubstummenlehrer / bearb. von Ernst Brücke. Source: Wellcome Collection.

    46/152 (page 34)
    Reibiingsgeräuschc der ersten Reihe. Betrachten wir das so ist es bekannt, dass dasselbe ge- bildet wird, indem wir die oberen Schneidezähne lose auf die Unterlippen setzen und zwischen beiden die Lufl hindurch strei- chen lassen. Wir können aber auch ein f hervorbringen, indem wir die Enge, durcli welche die Lufl strömen muss, um das den Consonanten darstellende Reibungsgeräusch zu erzeugen, ohne Mit- wirkung der Zähne und nur durch Annäherung der Lippen an einander her stellen. Dieses f ist etwas milder, als das gewöhn- liche und wird von manchen Leuten da angewendet, wo wir im Deutschen ein t? schreiben, während die meisten zwischen f und » gar keinen Unterschied machen. Dieses f unterscheidet sich nun, wie man leicht einsieht, vom p nur dadurch, dass bei diesem die Lippen geschlossen sind, bei dem milden f aber ein wenig geölT- nel. Eben so ist es klar, dass man zu dem gewöhnlichen f auch das entsprechende p bilden kann, wenn man den Verschluss nicht, wie bei dem gewöhnlichen p mit beiden Lippen, sondern mit der Unterlippe und den Oberzähnen bildet. Bezeichne ich nun das gewöhnliche p als p^, das lelzere als p^, so kann ich die ihnen entsprechenden F-Laute als und bezeichnen, von denen also das letztere unser gewöhnUches deutsches f ist. Purkine be- merkt , dass das f in mehreren amerikanischen Sprachen und in allen echt slavischen Wörtern fehlt. Es ist bekannt, dass das w entsteht, wenn wir den Mund für das f einrichten, aber, anstatt nur die Luft herauszublasen, die Stimme tönen lassen, und dass sich mithin das w zum /* verhält wie das b zum oder dass das vo in derselben Weise aus dem h entstanden gedacht werden kann wie das f aus p. Da wir aber nun zwei f haben, so müssen wir auch dem entsprechend zwei w haben, und so ist es auch in der That, wie dies schon Joh. Wallis {Gramalica linffuae Anglicanae^ editio sexta , 1766, S. 19, 20 U.3;.) wusste, wenn er auch die beiden Arten nicht ganz richtig und erschöpfend bezeichnet hat. Wir haben beide Arten des w in der deutschen Sprache; das ^ ist unser gew^öhnliches M5, das 1? der Franzosen und Engländer, das haben wir in den Wörtern, welche wir mW qu schreiben: z. B, Quelle^ Quirl, quälen lautet: hw^elle, kwHrl, kw^aHeu. Kempelen beschreibt die Bildung dieser beiden Laute schon sehr richtig (a.a.O., S.357),