Die Trichinen : eine wissenschaftliche Abhandlung nach eigene, besonders im sanitäts-polizeilichen und staats-thierärztlichen Interesse angestellten Versuchen und Beobachtungen : vervollständigter Abdruck eines Vortrages in der 40. Versammlung der Naturforscher und Aerzte zu Hannover 1865 / von A.C. Gerlach.

  • Gerlach, Andreas Christian.
Date:
1866
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Credit: Die Trichinen : eine wissenschaftliche Abhandlung nach eigene, besonders im sanitäts-polizeilichen und staats-thierärztlichen Interesse angestellten Versuchen und Beobachtungen : vervollständigter Abdruck eines Vortrages in der 40. Versammlung der Naturforscher und Aerzte zu Hannover 1865 / von A.C. Gerlach. Source: Wellcome Collection.

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    Das häufigere Auffinden in der letzten Hälfte der fünfziger Jahre gab mehrfache Veranlassung und Gelegenheit zur Ver- folgung der Naturgeschichte, welche gegen Ende 1859 und An- fang 1860 in wenigen Monaten von Virchow, Leuckart und Zenker in den Grundzügen festgestellt und zum Abschluss gebracht wurde. Hiernach ist die Trichina spiralis ein besonderer Rund- wurm, der im Darmkanal geboren wird, im Fleische desselben Wohnthieres in einem unvollständig entwickelten Zustande fortlebt (Muskeltrichine) und im Verdauungswege eines andern Wohnthieres zur vollen Entwickelung und Geschlechtsreife kommt (Darm trichine), dann Junge erzeugt und ab stirbt. Die mit dem Fleische in den Magen gelangten Muskeltrichinen ver- lieren ihre Hülle und vollenden ihre weitere Entwickelung im Dünndarm in einigen Tagen. Die schon bei den Muskeltrichinen angedeuteten Geschlechtsverschiedenheiten (Leuckart) treten bei den Darmtrichinen auffälliger hervor. Das Männchen (Fig. 4) kommt in der Minderzahl vor und bleibt viel kleiner als das Weibchen, es wird 1,0 bis 1,5 Mm. lang und charakterisirt sich durch zwei Zapfen an dem dickem Schwanzende; das Weibchen (Fig. 1 und 3) wird 2—3 Mm. und darüber lang, füllt sich bald mit Eiern (Samenzellen) imd gebiert lebendige Junge in grosser Anzahl. Der Sexualschlauch mündet in der Nähe des spitzen Kopfendes (Fig. 1 b); die Mündung selbst ist jedoch gewöhnlich nur bei dem Ausschlüpfen oder Aus- pressen der Embryonen sichtbar. Die Embryonen (Fig. 2) sind 0,1 Mm. lang, sehr zart und mehr durchsichtig; sie durchbohren sofort die Darmwand, gelangen in das Gekröse und in die Bauchhöhle, wandern in dem Bindegewebe in allen Richtungen fort, graben sich in das Fleisch, dringen in die Primitivfasern ein, indem sie deren Hülle, das Sarcolemma durchbohren, kriechen in derselben eine Strecke fort, werden 0,8—1,0 Mm. lang, rollen sich auf und werden nach und nach mit einer Hülle umgeben, die zum Theil aus dem Sarcolemma gebildet wird (die Einkapselung). In dieser Hülle und deren unmittelbaren Umgebung werden später Kalktkeilclien abgelagert, wodurch die Trichinenkapsel dem unbewaffneten Auge als kleines graues Pünktchen in dem rothen Fleische sichtbar wird. In dieser Hülle bleiben die