Mittheilungen aus der chirurgischen Klinik in Greifswald [aus dem Jahre 1882/83] / herausgegeben von P. Vogt.

  • Universität Greifswald. Chirurgische Klinik.
Date:
1884
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Mittheilungen aus der chirurgischen Klinik in Greifswald [aus dem Jahre 1882/83] / herausgegeben von P. Vogt. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    26/224 (page 2)
    mit einander verbunden sind, dass die Gewalt über die Bruchstelle auf den Fuss sieb fortpflanzen kann. Rognetta2) suchte diese Ansicht durch Experimente an der Leiche zu begründen; es gelang ihm jedoch die Luxation nur, nach- dem er zuvor sämmtliche Weichtheile des Beines und des Fusses bis auf die Gelenkbänder entfernt hatte. Wenn er nun den Fuss zwischen den Sprossen eines Eisengeländers einzwängte und den Körper kräftig nach hinten zog, so zer- riss zuerst das vordere breite Band des Tibio-tarsalgelenkes an seiner oberen Insertion. Die Gelenkfläche des Talus lag frei, es entstand eine Fractur des Malleolus externus, eine theilweise oder totale Zerreissung des Bandes zwischen Fibula und Tibia, und nach dem Bruch der Fibula wirkte die Tibia als kräftiger Hebel auf den Talus und der letztere trat nach Zerreissung des Ligamentum talo-scaphoideum aut den Fussrücken. Mit Leichtigkeit konnte diese Luxatio anterior secundär in eine Interna oder Externa verwandelt werden, während eine directe seitliche Luxation nicht her- gestellt werden konnte. Das Haupthinderniss für die Ent- stehung der Luxation bot der Bandapparat im unteren Ge- lenke; nach vorheriger Durchtrennung desselben kam die Luxation leicht zu Stande. Die complete Luxation des Talus nach hinten wird von Rognetta3) nicht weiter berührt, und Roser 4'; glaubte dieselbe aus starker Dorsalflexion nebst Verdrehung ableiten zu müssen. Auch Philipps 5) erklärt die Entstehung dieser selteneren Verrenkung des Talus — in Uebereinstimmung mit Rognetta’s Ansicht über den Entstehungsmechanismus der Luxation nach vorn — durch übermässige Dorsalflexion des Fusses. Zum Beweise dieses führt er zwei Fälle an, in denen der Talus durch die Verletzung hinter die Tibia ge- trieben wurde; es bestand also in dem Talo-Cruralgelenke eine Verschiebung der Tibia gegen den Talus nach vorne, die bekanntermassen nur durch eine Plantarflexion des Fusses entstehen kann. Das ist der wunde Punkt bei Philipps und ebenso verlieren die Erklärungsversuche Rognetta’s für die vordere Luxation an Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenkt, dass eine Verrenkung der Tibia gegen den Talus nach hinten nur durch Dorsalflexion des Fusses entsteht. Für die Verrenkung des Talus in Form der totalen Umdrehung in seinem Lager, von der in der Literatur einige gut beglaubigte Beispiele zu finden sind, machte Rognetta die ”*) 1. c. 3) 1. c. 4) Roser: Handbuch der anatomischen Chirurgie, pag. 924. ä) Philipps B. : London, med. Gazette, 1834. vol. XIV, pag. 59t>.