Anatomie und physikalische Untersuchungsmethoden (Perkussion, Auskultation etc.) : anatomisch-klinische Studie / von R. Oestreich und O. de la Camp.

  • Oestreich, Richard, 1864-
Date:
1905
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Anatomie und physikalische Untersuchungsmethoden (Perkussion, Auskultation etc.) : anatomisch-klinische Studie / von R. Oestreich und O. de la Camp. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    31/280 (page 21)
    Inspiration unterhalb der Stenose, während der Expiration ober- halb derselben ein Schwirren gefüllt. Stenosengeräusche sind abhängig von der I. Qualität des Mediums: Luft, Flüssigkeit (Wasser, Blut). Wichtig ist dabei die dünnere oder dickere Beschaffenheit der Flüssigkeit und ihre Klebrigkeit. II. Geschwindigkeit des Durchströmens, nicht vom Druck, unter dem die Flüssigkeit strömt. Denn Geräusche entstehen auch bei negativem Druck (cf. Venengeräusche). Da nach dem Tode die Füllung der Gewebe mit Blut und Flüssigkeit, der Turgor, abnimmt, so sind Stenosen an der Leiche nie so hochgradig wie am Lebenden. Für die feinste Sonde undurchgängige Oesophagussstenosen, schwere Pylorusstenosen sind bei der Sektion in der Regel leicht für einen Finger oder eine Scheerenbranche zu passieren, obgleich doch während des Lebens nach klinischer Beobachtung vollständiger Verschluß bestanden haben muß. Stenosen gleich wirken Rauhigkeiten (Prominenzen) der Wand. Stenosen gering-eren Grades liegen in einzelnen Teilen der der Mundhöhle (z. B. Isthmus faucium) und der Nasenhöhle, an der Stelle der Stimmritze, an den Teilungsstellen der Luftröhren- äste vor. Die hindurchstreichende Luft erzeugt an diesen Stellen Stenoseng'eräusche, die Luftröhre und ihre Aste stellen Reso- natoren dar, in welchen aus den entstandenen Geräuschen einer oder mehrere Töne verstärkt werden: so entsteht das Bronchial- atmen, auch tönendes Atmen, Röhrenatmen genannt, ein Atmen, dessen Tonhöhe genau angegeben werden kann.*) Wenn die Luft bei der Inspiration in die Bronchiolen, Alveolarg-äng'e und die Alveolen selbst eintritt und so verschieden weite Räume durchläuft, so werden ohne Zweifel Schallerschei- nungen hervorgebracht. Letztere sind sehr hoch, weil die be- treffenden Räume sehr klein sind, und müßten deshalb eigentlich unhörbar sein; jedoch ist folgendes zu bemerken. Es könnten tiefere Partialtöne zugdeich erklingen und gehört werden, außer- dem werden die sehr hohen Töne nicht mehr als Töne, sondern als Geräusch empfunden. Ferner wird zugleich mit der sehr kurze Zeit dauernden Inspiration das sehr elastische Lungen- gewebe ziemlich plötzlich stärker gespannt und gewiß auch durch die Luftströmung in Schwingungen versetzt, welche nicht mit denen der eingeschlossenen Luft synchron sind. Im Augen- blick des Eintritts der Luft entsteht das Vesikuläratmen, welches den Eindruck eines Geräusches macht, keine bestimmbare Ton- höhe besitzt und nur während der Inspiration, jedoch nicht während der Exspiration gehört wird. Diese Tatsache nun zwingt Hineinblasen in das Stethoskop liefert eine ähnliche Schallerscheinung.