Die Pathologie des Sympathicus auf physiologischer Grundlage / bearbeitet von Albert Eulenburg und Paul Guttmann.

  • Eulenburg, Albert, 1840-1917.
Date:
1873
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Credit: Die Pathologie des Sympathicus auf physiologischer Grundlage / bearbeitet von Albert Eulenburg und Paul Guttmann. Source: Wellcome Collection.

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    lenz in den Verticaldurchmessern beider Lidspalten zu Ungunsten der rechten; letzteres Auge erschien daher wie zusammengekniffen. Die rechte Pupille war mindestens um die Hälfte kleiner als die linke, an einzelnen Tagen bis auf Stecknadelkopfgrösse contrahirt, auf einfallendes Licht normal reagirend. Differenzen beider Gesichtshälften in Bezug auf Hautinjection und Temperatur Hessen sich nicht constatiren; dagegen stellte sich im Verlaufe des Leidens eine unbedeutende, aber doch merkliche Atrophie der rechten Gesichtshälfte ein. — Die Lähmung besserte sich unter electrischer Behandlung; auch war die rechte Pupille nach 3 Monaten nicht mehr so myotisch wie früher. Weiterhin blieb die Pupilleudifferenz, wie die Atrophie, jedoch unverändert. Der zweite Fall betraf einen 34jährigen Mühlknappen, der im trunkenen Zustande von einem Eisenbahnzuge überfahren und in der linken Brust- und Schultergegend erheblich verletzt wurde. Er war drei Tage lang bewusstlos und hatte 8 Tage hindurch Blutspeien; die Clavicula war nicht gebrochen, der linke Vorderarm hingegen angeblich an drei Stellen. Drei Monate nach der Verletzung bestand Lähmung und Abmagerung des linken Arms, mit er- heblichen trophischen Störungen, und vollständige Anästhesie im ganzen Vorderarm bis drei Finger breit über die Ellenbeuge hinauf; Oberarm und Schultergegend auf Druck sehr empfindlich. Ausserdem war die linke Pupille fast nur halb so weit als die rechte, übrigens auf Licht gut reagirend; die Lidspalte war gegen die rechte nur um eine geringe (bloss mit dem Taster- cirkel messbare) Differenz kürzer. Auf Atropin-Einträufeluug erweiterte sich die verengte Pupille fast maximal, und verkleinerte sich — trotz nachfolgen- der Einführung von Calabarpapier — in den nächsten 43 Stunden nur sehr wenig. Galvanische Reizung des Hals-Sympathicus bewirkte, unter oft wieder- holten Versuchen, einmal eine vorübergehende Erweiterung der Pupille. Da- gegen fühlte sich das linke Ohr während dieser Behandlung meist wärmer au als das rechte, wovon auch Patient die subjeetive Empfindung hatte. Die Pupillendifferenz blieb bei längerer Beobachtung unverändert. Die Erscheinungen in den beiden eben mitgetheilten Fällen ent- sprechen dem Bilde der Sympathicus-Durchschneidung, jedoch nur in der Sphäre der okulopupillären Fasern, während dagegen Lähinungser- scheinungen von Seiten der vasomotorischen Fasern ganz zu fehlen schei- nen. Seeligmüller lässt dahingestellt, ob in den mitgetheilten Fällen der Gränzstrang des Sympathicus selbst, oder das mittlere Halsgauglion, oder endlich die Verbinduugszweige zwischen letzterem und dem Plexus brachialis verletzt wurden. (Vgl. unten.) Gegen die von Hutchinson aufgestellte Behauptung einer regel- mässigen Coincidenz von Lähmungen des Plexus brachialis mit Läh- mungen des Hals-Sympathicus müssen wir auf Grund eigener Beob- achtungen entschieden protestiren. Wir haben eine nicht geringe Anzahl isolirter, meist traumatischer, sowohl frischer als veralteter Lähmungen des Plexus brachialis daraufhin untersucht, und die Hutchinson'sehe Behauptung bisher in keinem Falle zutreffend gefunden, Noch gegenwärtig haben wir drei Fälle von totaler