Die Geistesstörungen der Schwangeren, Wöchnerinnen und Säugenden / monographisch bearbeitet von Dr. Ripping.

  • Ripping, Ludwig Hugo, 1837-
Date:
1877
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Geistesstörungen der Schwangeren, Wöchnerinnen und Säugenden / monographisch bearbeitet von Dr. Ripping. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by King’s College London. The original may be consulted at King’s College London.

    110/140 (page 110)
    EeizzTjstände in gewissen Nervengebieten, die bei sonst ganz unverändertem Stupor und sonst unverminderter Be- wegungslosigkeit nur nach einer gewissen Richtung hin grosse Erregtheit documentiren und unaufhaltsam triebartige Bewegungen auslösen, ich meine hochgradige Reizzustände in der Geschlechtssphäre. Meistens Am. dritten oder vierten Monat nach der Entbindung, wenn die Kranken durch Nahrungsverweigerung, sonstige Verdauungsstörungen etc. körperlich in hohem Grrade reducu-t sind, beginnen dieselben, ohne dass die genaueste Untersuchung der Genitahen auch nur das geringste ursächliche Moment dafür aufzufinden vermöchte, offenbar veranlasst durch eigenthümhche Sen- sationen, anfangs nur ab und zu später aber öfter und energischer die Geschlechtstheile zu reiben und zu scheuern. Mit den äusseren Insulten steigert sich der Reiz mehr und mehr und schhesslich findet man die sittem-einsten und de- centesten Frauen oft Wochen lang schamlos und anhaltend mit den heftigsten Masturbationsbewegungen beschäftigt, die Geschlechtstheile blutig zerschabend und zerkneifend, die Hand tief in die Vagina eingeführt und den Uterus zerrend und verletzend. Ausser diesen offenbar triebartigen Bewegungen erscheinen die Kranken daneben unverändert bewegungslos und stuporös. Man ist versucht, diese Reiz- zustände als die Folge von jenen Congestionen abzuleiten, welche den Eintritt, der Menstruation einzuleiten pflegen, doch giebt die Untersuchung der fraglichen Theile dafür keine Anhaltspunkte, auch tritt . die Menstruation, wenn nach Aufhören dieser Reizzustände die Ernährung der Kranken sich schon wesentlich gehoben hat, ohne dass jene Reizerscheinungen in gewissen Zwischenräumen sich wieder zeigten, meistens erst mehrere Monate später wirkhch ein. Es scheinen desshalb vielmehr durch die grosse Anämie be- dingte abnorme Sensationen zu Grunde zu liegen. Die mit motorischer Erregung verbundenen Melancho-