Volume 1

Lehrbuch der Nervenkrankheiten : für Ärzte und Studierende / von H. Oppenheim.

Date:
1905
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Credit: Lehrbuch der Nervenkrankheiten : für Ärzte und Studierende / von H. Oppenheim. Source: Wellcome Collection.

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    wird von Saenger u. A. eine ätiologische Bedeutung zugeschrieben. In dem Pes planus erblicken Pal, Idelsohn u. A. ein prädisponierendes Moment. Charcot bezog die Affektion auf eine durch Arteriosklerose resp. Arteriitis obliterans bedingte Verengung der grossen Arterien (Iliaca, Cruralis), welche eine mangelhafte Ernährung der Muskeln verursache. Erb hat das bestätigt. Beobachtungen ähnlicher Art verdanken wir Barth, Zoege-Manteuffel, Hagelstam u. A. Ich sah das Leiden bei einem Manne auftreten, den ich ein Jahr vorher an den Erscheinungen einer Encephalomalacie der Med. obl. auf arteriosklerotischer Basis behandelt hatte. Bei einem anderen meiner Patienten offenbarte sich dieser Zusammenhang dadurch, dass sich im Verlauf der Erkrankung eine Trochlearislähmung entwickelte. Schwere Veränderungen an der Muskulatur in Folge obliterierender Arteriitis fand Marinesco. Oft bildet das Leiden einen Vorboten der Gangrän^). Auch steht es zuweilen in Beziehung zum Diabetes. Ob auch ein auf vasomotorischen Störungen beruhender Arterienkrampf das intermittierende Hinken bewirken kann, ist zweifelhaft. Mit diesen Worten hatte ich mich in der 2. Auflage dieses Werkes über eine Frage geäussert, die ich auf Grund meiner neueren Erfahrungen be- stimmter dahin entscheiden zu können glaube, dass es eine gut- artige, auf spastischen Gefässzuständen beruhende Form des intermittierenden Hinkens giebt, der eine materielle Erkrankung der Gefässwand nicht zu Grunde liegt. Der Umstand, dass die Mehrzahl meiner Beobachtungen Individuen mit neuropathischer oder psycho- pathischer Diathese betraf und dass Gangrän trotz Jahre und Jahr- zehnte langer Dauer ausblieb, hat mir diese Ueberzeugung aufgedrängt. Auch der auffällige Einfluss psychischer Vorgänge auf die Entstehung der Schmerzattaquen spricht für diese Auffassung. Ferner gab ich der Vermutung Ausdruck, dass eine angeborene Enge der Arterien der Entstehung des üebels Vorschub leiste. Die Erfahrungen, die ich inzwischen gesammelt habe, sprechen zu Gunsten meiner Auffassung. Dabei schliesse ich natürlich nicht aus, dass sich die funktionelle, angiospastische Form nach kürzerem oder längerem Bestände in die organische verwandeln kann, entsprechend der Erfahrung, dass sich aus vasomotorischen Störungen ein arteriosklerotischer Prozess bezw. eine Arteriitis obliterans entwickeln kann. So ist es denn auch in einem dieser Fälle, auf die sich meine Auffassung stützte, noch nach 15 Jahren zur Gangrän gekommen. Wenngleich die Bedeutung der neuropathischen Diathese schon von Erb, Brissaud und Goldflam erkannt war, so ist doch die Lehre von der benignen, angiospastischen Form des intermittierenden Hinkens und die Hypothese von der angeborenen Enge der Gefässe von mir aufgestellt worden. Ich hebe das her- vor, weil diese Verhältnisse in der Litteratur mehrfach eine falsche Darstellung erfahren haben. Es sei noch darauf hingewiesen, dass ausser der Gangrän auch eine gutartige Geschwürsbildung bei diesem Leiden vorkommt. Zum Nachweis der Gefässerkrankung ist von Saenger, Holzknecht u. A. die Radiographie angewandt worden. q Zoege-Manteuffel macht die bemerkenswerte Angabe, dass er diesen Ausgang fast nur bei Männern beobachtet habe.