Handbuch der Geschichte der Medizin / begründet von Dr. med. Th. Puschmann ; bearbeitet von professor Dr. Arndt [and others] ; herausgegeben von Dr. med. Max Neuburger ... und Dr. med. Julius Pagel.

  • Puschmann, Th. (Theodor), 1844-1899.
Date:
1902-1905
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Credit: Handbuch der Geschichte der Medizin / begründet von Dr. med. Th. Puschmann ; bearbeitet von professor Dr. Arndt [and others] ; herausgegeben von Dr. med. Max Neuburger ... und Dr. med. Julius Pagel. Source: Wellcome Collection.

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    Setzungen etc. Daran schliessen sich Plan und Einteilung nebst Inhaltsverzeichnis des Merks, das in 7 Traktate mit verschiedenen Doktrinen und Kapiteln gegliedert ist. Tract. I Doctr. 1 mit 8 Kapiteln enthält eine Art allgemeiner, Doctr. 2 mit 8 Kapiteln eine spezielle resp. topographisch-chirurg. Anatomie von Schädel, Gesicht, Hals, Rücken, oberen Extremitäten, Brust, Bauch, Becken und unteren Extremitäten meist nach Mondinos Schule; doch sind direkte Quellenstudien bei Galen und Avicerma. stellenweise auch eigene Untersuchungen und ein Fortschritt gegenüber Mondino unverkennbar. An arabischen Ausdrücken ist kein Mangel, die Termino- logie stellenweise noch reichhaltiger als bei Mondino. Andererseits verdienen die knappe, dabei gefällige Darstellung, die Bemühungen, strittige Punkte kritisch zu erörtern, die grösste Anerkennung. Hier wird auch Mondeville als Autorität für den Wert anat. Kenntnisse in der Chirurgie angeführt, doch stammt das Gleichnis, das er ihm in den Mund legt, von Galen. Fast bei jedem Kapitel der speziellen Anatomie werden gleichzeitig in edler Kürze diejenigen Erkrankungen angeführt, welche das betreffende Organ befallen können. Von hohem historischen Interesse sind die Mitteilungen, bezüglich der Handhabung des anatomischen Unterrichts. Die Einteilung in menibra simplicia, composita, consimilia, principalia etc. ist die all- gemein übliche. — Bei der Beschreibung der Fingergelenke machte er auf den Tetanus aufmerksam bei Verletzungen; die leichte Entstehung desselben erklärt er: quia chorde nervöse ibi sunt denudate a carne et apparentes, quorum punctum spasmi est generativa etc. {übrigens ganz nach Galen). Bei der Nervenanatomie wird der alte, noch seit Thaddäus herrührende Streit erörtert, ob Sensibilität und Motilität durch einen Nerven vermittelt werden können oder durch mehrere; die letzte Ansicht wird von der Schule von Montpellier vertreten. Die Anatomie der Bauchhöhle ist ganz nach Mondino bearbeitet; bedenklich sind allerdings einige etymologische Irrtümer, doch sagt Guy selbst: de nominibus non est curandum. — Tr. II betrifft die Abscesslelire und zerfällt gleichfalls in 2 Doktrinen: Abscesse der menibra simplicia und der menibra composita. Die Definition des „apostemawie sie die „moderni viril auf gestellt haben, billigt er als „satis simpliciter11,. Hier berichtet er öfter über die Anschauungen der „scola nostra communis Montispessulani11. Uebrigens bildet dieser Abschnitt den grossen Topf, in dem unterschiedslos wirkliche Abscesse {im jetzigen Sinne) mit Tumoren, Neoplasmen, Ocdem, Meteorismus etc. untergebracht sind. Bezüglich der Kontraindikation der remedia repcrcutientia geht Guy seine eigenen Wege und begründet seine abweichende Meinung. Die Incision und die bezügliche Nachbehandlung der Abscesse schildert Guy eingehend. Ist Patient ängstlich, so kann statt der Incision auch ein Ruptorium {de calce et sapone) be- nutzt werden. Die Einteilung der Phlegmonearten ist ganz und gar scholastisch. Die Definition des Anthrax ist die des Willi, v. Saliceto als „carbunculus ma- lignatusdie Symptomatologie nach Mondeville gegeben. Theriak und die Scabiosa sind auch nach Guy eine Panacee, ferner die zwischen zwei Steinen zerriebene Conso- dida niajor (nach Roger und Theodcrich). Beim „Esthiomenus“ d. i. Brand und Nekrose empfiehlt er {nach Theodcrich und Mondeville) das Arsenicum sublimaium zur Äbstossung der nekrotischen Partien zum Gebrauch. Bei skrophulösen Bildungen („cxcrescentiae flcgmaticae“) empfiehlt er mit Arnold v. Villanova den Gebrauch von Mineralwässern („maxime saporis tartarei11, aquac aluminosae seu sulphureae). Die Enucleation der „cxcrescentiae tractabilesu beschreibt er ganz nach Abulkasim mit einer eigenen Modifikation. Doch werden auch die Actzungsmethoden {nach Bruno u. a.) weitläufig geschildert. Den Beschluss der allgemeinen Abscesslelire bilden Er- örterungen über die apostema,ta, melancholica {sephyros s. sclerosis), eine besondere Art von Neoplasmen, die sich mit modernen Krankheitsbildern nur annähernd iden- tifizieren lassen, das apostema cancrosum. — In der 2. Doktrin des Tr. II folgt, di e spezielle Geschwulst- resp. Abscesslelire der einzelnen Organe a capite ad calcem: Hydrocephalus neonatorum, obtalmia, sanies retro corneam, Geschwülste in der Ohren- gegend, squinancia, {Sammelbegriff für alle Art entzündlicher Hals- und Rachen- kranklieiten), Abscesse post flebotomiam, Aneurysmen, Gicht, {„et est apostema fleg- maticum etia.rn mannuni“) spina ventosa, (apostemata digitormn fistulosorum) und panaritium. — Vor der Exstirpation grosser Geschwülste am Halse warnt G. iveqen der Gefahren der Blutung und Nervenverletzung. Im Kap. 5 {apostemata pectoris) ist die denkwürdige „transgressio de lethalitate“ enthaltend die Beschreibung des schwarzen Todes in Avignon um 1348 {ausgebrochen im Januar und von 3monat- licher Dauer). „lila. Ingens et inaudita niortalitas“ nennt Guy die plötzlich herein- gebrochene entsetzliche Seuche; die er ,,propter ipsius mirabilitatem et previdentiam si Herum accideret“ mit rhetorischem Schwung und fesselnder Lebendigkeit schildert. „Et ego“, erzählt er, .propter diffugere infamiam non fui ausus recedere“. Er musste sein tapferes Ausharren bekanntlich selbst mit einem 6wöchentlichen Kranken- lager Missen. Im 6. Kapitel von den apostemata ventris sind kurze Bemerkungen