Die Bleichsucht.

  • Noorden, Carl von, 1858-1944.
Date:
1897
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Bleichsucht. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University Libraries/Information Services, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University.

    29/230 (page 15)
    Ich gebe hier nur eine knappe Zusammenstellung der wichtigsten Theorien über die Pathogenese der Chlorose. Auf eine Discussion über ihre Berechtigung gehe ich gar nicht oder nur mit kurzen Worten ein. Manches Pur und Wider betreffs der einzelnen Hypothesen findet sich später bei der Symptomatologie. Virchow.1) Die Chlorose hat zur anatomischen Grundlage eine mangelhafte Entwicklung des Gefässystems angeborenen Ursprungs. Virchow lässt dahingestellt, ob diese Verhältnisse als constante an- gesehen werden dürfen. In seiner Abhandlung ist nichts darüber gesagt, ob er die Hypoplasie, die er bei chlorotischen Leichen fand, als Ursache mangelhafter Blutbildung ansieht, oder ob er beide Dinge: Hypoplasie des Gefässystems und Hypoplasie des Blutes, als coordiniert auffasst. Einzelne Aeusserungen deuten darauf hin, dass er dem ersteren Standpunkt zuneigte. Immermann.1) Die Chlorose beruht stets auf mangelhafter Blut- neubildung („plastische Adynamie und functionelle Anergie der cytogenen Apparate). Die Schwäche der blutbildenden Organe kommt teils ange- boren vor, und zwar dann häufig gesellt mit Aplasie des Gefässystems, die Immermann als einen höheren Grad der „chlorotischen Bildungs- anomalie bezeichnet; teils tritt sie erworben und vorübergehend auf. Zum Ausbruch in der Pubertätsperiode gelangt die Krankheit, weil um diese Zeit besondere Ansprüche an die Blutneubildung gestellt werden. Beneke.13) Die bald rascher, bald langsamer, bald maassvoller, bald üppiger erfolgende Entwicklung der weiblichen Sexualorgane ruft zu- nächst — als Zwischenglied — auf reflectorischem Wege (Eeflexneurose) gewisse Störungen der verdauenden, die Nahrung aufsaugenden und das Aufgesogene verarbeitenden Organe hervor. Diese Störungen bedingen gleichzeitig teils ungenügende Aufsaugung, teils ungenügende Verarbeitung, teils allzu reichliche Wiederabgabe von Eisen. So kommt es dann trotz einer dem gewöhnlichen Bedürfnisse genügenden Zufuhr allmählig zu Eisenverarmung und in Verbindung mit gesteigertem Untergang rother Blutkörperchen zur Hämoglobinverarmung des Blutes, kurz zu Chlorose.