Volume 1

L. Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois].

  • Landois, L. (Leonard), 1837-1902.
Date:
1919
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Credit: L. Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois]. Source: Wellcome Collection.

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    Spannung 30mm) pH = 7,45, [H*] = 0,355.10~7, ira venösen Blute (C02- Spannung 50 mm) pH = 7,31, H •] = 0,49.10~7. Michaelis9 fand für venöses Menschenblut bei 18° pH = 7,56—7,591, [H “] = 0,275.IO“7 - 0,256 . IO“7, das ergibt für 38° pH 7,35 — 7,38, [H* =0,447. IO-7 — 0,417.10~7. — Ebenso wie das Blut verhält sieb das Blutserum und die Gewebssäfte. Verhalten Die Reaktion des Blutes wurde bis vor kurzem allgemein für ausgesprochen alka- d€Lackmus™ ^sc^ gehalten auf Grund des Verhaltens gegenüber Lackmus. Bringt man einen Tropfen Blut (noch besser einen Tropfen einer Mischung von gleichen Teilen Blut und konzentrierter Natriumsulfatlösung) auf empfindliches fliederfarbenes Lackmuspapier und saugt sogleich den Blutstropfen, dessen Eigenfarbe die Erkennung der Reaktion verhindert, mit Fließpapier fort, so hinterbleibt auf dem Lackmuspapier ein blauer Fleck. Lackmus ist aber selbst eine mittelstarke Säure, es treibt die Kohlensäure aus ihren Verbindungen aus und ist also zur Untersuchung der Reaktion von Flüssigkeiten, die Carbonate enthalten, wie das Blut, unge¬ eignet. Untersucht man Blutserum mit kohlensäureempfindlichen Indicatoren, wie z. B. Phenolphthalein, so erweist sich die Reaktion, in Übereinstimmung mit den oben erwähnten Untersuchungen, als genau neutral (Friedenthal18, J. H. Schultz1*). Das Blut hat die Fähigkeit, eine bestimmte Menge von Säure auf¬ zunehmen, ehe es anfängt, sauer zu reagieren, und zwar infolge seines Gehaltes an Carbonaten (Mononatriumcarbonat) und Eiweiß, welches eben¬ falls Säure zu binden vermag. Durch Titration mit einer Säure kann die Größe dieses „Säurebindungsvermögens“ bestimmt werden; den er- , haltenen Wert, ausgedrückt durch die Zahl vonwiyNaOH, denen 100cm3 Alkalescenz Blut äquivalent sind, bezeichnet man als (Titrations-)Alkalescenz des des Blutes, t > 1 , Blutes. 1. Titration des deckfarbigen Blutes. Man titriert ein bestimmtes Volumen Blut mit Yio'Normalweinsäure (1 cm3 = 4 mg Na OH), bis blaues Lackmuspapier sich rötet. Um die Bestimmung mit kleinen Blutmengen ausführen zu können, verfährt man nach Landois-v. Jaksch20 folgendermaßen. Man bereitet sich eine Anzahl von Weinsäurelösungen abnehmender Acidität, z. B. Lösung 1 : 0,9 cm3 1/JQ0 Normalweinsäure-f 0,1 cm3 konz. Natrium¬ sulfatlösung; Lösung 2 : 0,8 cm3 1/100 Normalweinsäure 0,2 cm3 konz. Natriumsulfatlösung und so weiter bis Lösung 9:0,1cm3 Vioo Normalweinsäure -j— 0,9 cm3 konz. Natriumsulfatlösung; ferner Lösung 10 : 0,9 cm3 Viooo Normalweinsäure -f-0,1 cm3 konz. Natriumsulfatlösung bis Lösung 18 : 0,1 cm3 Viooo Normalweinsäure-f- 0,9 cm3 konz. Natriumsulfatlösung. Mit einer Capillarpipette entnimmt man ein genau gemessenes Quantum Blut, z. B. 0,1 cm3, und setzt es der Reine nach zu je 1cm3 der obigen Lösungen, mischt und prüft die Reaktion mit Lackmuspapier. Man sucht diejenige Weinsäurelösung, welche das Blut gerade neutralisiert, und berechnet danach die Alkalescenz des Blutes. — 100 cm3 Menschenblut haben nach dieser Methode eine Alkalescenz entsprechend 260—300 mg Na OH (v. Jaksch20). 2. Titration des lackfarbigen Blutes. — Loewy21 empfiehlt, das Blut vor der Titration lackfarbig zu machen, so daß der Inhalt der roten Blutkörperchen, der sich bei der Titration deckfarbigen Blutes in unberechenbarer Weise an der Reaktion beteiligt, von vornherein an der Reaktion teilnimmt; die Bestimmung ist dann von der Temperatur un¬ abhängig und läßt sich schneller und sicherer ausführen. In ein 50 cm3 fassendes Kölbchen, dessen Hals zwischen 49,5 und 50,5 in 1/10cm3 geteilt ist, gibt man 45 cm3 0,2% Lösung von oxalsaurem Ammon, welche die Gerinnung verhütet und die Blutkörperchen auf löst, und ca. 5 cm3 Blut; die genaue Menge, die verwendet worden ist, liest man an der Gra¬ duierung ab. Nach der Mischung titriert man mit V25 Normalweinsäure unter Verwendung von Lackmoidpapier. — Loewy21 fand nach dieser Methode die Alkalescenz von 100 cm3 Menschenblut = 447—508 mq Na OH; Strauß22 dagegen nach derselben Methode nur = 300—350 mg Na OH. Einflüsse auf Das Blut hält seine neutrale Reaktion im lebenden Körper, wie ‘ des Blutig es scheint, unter allen Umständen aufrecht. Werden in den Körper Säuren eingeführt oder entstehen solche im Stoffwechsel (unter pathologischen Ver¬ hältnissen oft in großer Menge, z. B. Acetessigsäure, Oxybuttersäure beim Diabetes, vgl. § 168), so werden sie abneutralisiert, entweder durch Bindung an XH3, welches aus dem Eiweißstoffwechsel stets zur Verfügung steht, oder indem eine gewisse Menge C02 aus den Carbonaten des Blutes ausgetrieben und ausgeatmet wird. Andrerseits werden in den Organismus eingeführte