Volume 1

L. Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois].

  • Landois, L. (Leonard), 1837-1902.
Date:
1919
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Credit: L. Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois]. Source: Wellcome Collection.

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    sehe Reaktion. Mit Milions Reagens (Mercurinitratlösung mit salpetriger Säure) erhitzt, färbt sich Eiweiß rot. Die Reaktion beruht auf der Anwesenheit einer Oxyphenylgruppe (Tyrosin) im Eiweißmolekül. — 3. Biuret-Reaktion. Gelöstes Eiweiß gibt mit Natronlauge (ungelöstes wird erst mit Natronlauge gekocht und nach dem Erkalten untersucht) und stark verdünnter Kupfersulfatlösung (tropfenweise zugesetzt, ein Überschuß verdeckt die Reaktion) violette bis rote Färbung. Die Reaktion geben alle Körper, die zwei von den folgen¬ den Gruppen: —CO — NH—, —CS — NH—, —C(NH) — NH—, — CH2 —NH—, entweder direkt durch ihre C-Atome oder durch Vermittlung eines dritten C- oder N-Atoms aneinander gebunden, enthalten; so z. B.: Biuret CO(NH2) — NH — CO(NH2) (vgl. § 161). Die Eiweißstofl'e enthalten infolge der Bindung der Aminosäuren aneinander (vgl. S. 12) die Gruppierung — CH(NH2) — CO — NH—. — 4. AdamJc iewiczsche Reaktion. Die Lösung möglichst trockenen, entfetteten Eiweißes in Eisessig wird durch konzentrierte Schwefelsäure violett gefärbt. (Die Wirkung des Eisessigs beruht nach Hopkins u. Cole1 nur auf dem Gehalt desselben an Glyoxylsäure; man kann daher statt des Eisessigs auch verdünnte Glvoxylsäure verwenden.) Die Reaktion beruht auf der Anwesenheit des Tryptophans im Eiweißmolekül. — 5. Lieb ermann sehe Reaktion. Lösungen von trockenem, entfetteten Eiweiß in kon¬ zentrierter Salzsäure färben sich bei gewöhnlicher Temperatur nach einiger Zeit, beim Kochen schneller grün, blau, violett. Die Reaktion beruht auf der gleichzeitigen Anwesenheit einer aromatischen und einer Kohlehydratgruppe im Eiweißmolekül. — 6. Molischsehe Reaktion. Setzt man zu einer Eiweißlösung einige Tropfen einer alkoholischen Lösung von a-Naphthol und sodann konzentrierte Schwefelsäure, so entsteht eine violette Färbung, bei Verwendung von Thymol an Stelle des a-Naphthols eine rote Färbung. Die Reaktion beruht auf der Anwesenheit einer Kohlehydratgruppe im Eiweißmolekül. — 7. Schwefel¬ blei-Reaktion. Beim Kochen mit wenig Bleiacetat und überschüssiger Natronlauge entsteht Gelb-, Braun- oder Schwarzfärbung, eventuell ein schwarzer Niederschlag von Schwefelblei. Die Reaktion beruht auf der Anwesenheit der Cystingruppe im Eiweißmolekül, Abspaltung von Schwefelwasserstoff und Bildung von Schwefelblei. Fällungsreaktionen. — Die Eiweißkörper befinden sich in ihren Lösungen in dem kolloiden Zustande (s. oben). Die kolloide Lösung eines Stoffes wird als Sol bezeichnet, ist Wasser das Lösungsmittel, so spricht man von Hydrosol. Mannigfache Einwirkungen können kolloide Körper aus dem Sol-Zustand ausfällen, der ausgefällte Körper wird dann als Gel, resp. Hydrogel bezeichnet. Die Umwandlung des Sol-Zustandes in den Gel-Zustand kann entweder irreversibel oder reversibel sein. Im ersteren Falle hat der ausgefällte Körper so weitgehende Veränderungen erlitten, daß er nicht wieder ohne weiteres löslich ist. Bei den Eiweißkörpern nennt man diese irreversible Änderung ihres Zustandes, die sie bei den meisten Ausfällungen erleiden, Denaturierung; sie werden dabei in eine unlösliche Modifikation übergeführt, koaguliert. Koaguliertes Eiweiß ist nach der Entfernung des Fällungsmittels nicht wieder unverändert löslich; es kann nur in Lösung gebracht werden durch a) verdünnte Laugen, wodurch Alkalialbuminat entsteht, — b) verdünnte Mineral¬ oder starke organische Säuren, wodurch Acidalbumin entsteht, — c) die Verdauung, wodurch Albumosen und Peptone entstehen. — Das Aussalzen der Eiweißkörper durch Auflösung von Neutralsalzen (siehe unten 7) ist dagegen eine reversible Zustandsänderung; die Eiweißkörper werden dabei nicht koaguliert; nach Entfernung des Fällungsmittels sind sie unverändert löslich, wie zuvor. Die Methode des Aussalzens ist deswegen für die Unter¬ suchung der Eiweißkörper von ganz besonderer Bedeutung. Eiweiß fällend wirken: — 1. Erhitzen bei schwach saurer Reaktion; die Koa¬ gulationstemperatur ist für die verschiedenen Eiweißkörper verschieden, für einen und denselben Eiweißkörper aber auch abhängig von der Konzentration, dem Salzgehalt und der Reaktion der Lösung. —• 2. Starker Alkohol; bei längerer Einwirkung wird das Eiweiß in den koagulierten Zustand übergefiibrt. — 3. Konzentrierte Mineralsäuren, vor allem Salpetersäure, ebenso Metaphosphorsäure (nicht dagegen Orthophosphorsäure). — 4. Salze der Schwermetalle (Eisenchlorid, neutrales und basisches Bleiacetat, Kupfer¬ sulfat, Platinchlorid, Quecksilberchlorid in salzsaurer Lösung); die Schwermetalle bilden mit dem Eiweiß als Säure in Wasser unlösliche Verbindungen. — 5. Die sogenannten Alkaloid- reagentien: Essigsäure + Ferrocyankalium, Gerbsäure + Essigsäure, Pikrinsäure -f- Citronensäure, Trichloressigsäure, Phosphorwolfram säure, Phosphormolybdänsäure, Jod- quecksilber-Jodkalium bei Zusatz von Salzsäure. -— 6. Sulfosalicylsäure in 20% Lösung. — 7. Auflösung von Neutralsalzen (Sulfate des Ammoniums, Magnesiums, Natriums, Zinks; Kochsalz) besonders bei saurer Reaktion (Aussalzen). Geschieht der Salzzusatz ganz allmählich, so lassen sich auf diese Weise manche Eiweißkörper krystallisiert ausscheiden. Durch Aussalzen werden die Eiweißstoffe chemisch nicht verändert (nicht koaguliert), sie behalten insbesondere ihre Löslichkeit. Quantitative Bestimmung des Eiweiß. Das Eiweiß wird durch Kochen bei schwach saurer Reaktion ausgefällt, auf einem gewogenen Filter gesammelt, getrocknet und gewogen, darauf verbrannt und das Gewicht der Asche in Abzug gebracht. Fällungs¬ reaktionen.