Das Stirnhirn; ein Beitrag zur Anatomie der Oberfläche des Grosshirns.

  • Eberstaller, Oscar.
Date:
1890
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Credit: Das Stirnhirn; ein Beitrag zur Anatomie der Oberfläche des Grosshirns. Source: Wellcome Collection.

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    der Schädelhöhle liegend und diese meist ausfüllend. Ihre Grenze werde nach aussen und unten durch die „Vorderspalte (d. i. vordere Inselrinne plus deren Verlängerung nach aufwärts, welche man später als vorderen aufsteigenden Ast der Sylvi'schen Spalte bezeichnete) gebildet. Arnold1) acceptirt den Burdach'schen Vorderlappen, welcher also eigentlich nur den über die kleinen Keilbeinflügel vorragenden Theil der Hemi- sphäre umfasste, führte aber zugleich aus (pag. 51), dass dieser, weil er voll- kommen vom Stirnbeine umgeben werde, den Namen Lobus frontalis, d. i.- Stirn- lappen verdiene, eine Benennung, der sich nach Arnold's Angabe auch schon Chaussier bediente. Dadurch wurden Arnold und Chaussier die Schöpfer des noch heute bestehenden Ausdruckes. Insoferne, als man am Grosshirne selbst sich noch nicht auskannte, war es freilich ein Fortschritt, aus den so klar ersichtlichen Nähten des Schädelgewölbes ein Eintheilungsprincip für die Grosshirnoberfiäche gewonnen zu haben, anderer- seits aber wurde hiermit ein Terminus in die Gehirnanatomie eingeführt, welcher, weil er nicht am Hirne selbst und aus- schliesslich auf demselben die anatomische Begrenzung des Stirnlappens suchte, sondern von etwas ausserhalb des Gehirnes liegendem die Umgrenzung ableitete, zu Zank und Streit Veranlassung gab und vollends durch Huschke's Lehren Gall'schen Beigeschmack bekam. Wenn später (1868) Bischoff3) in seiner bahnbrechenden Arbeit über die Grosshirnwindungen des Menschen trotz der richtigen Erkenntniss (S. 24), dass die Scheidung der Hemisphäre in einen Stirn- und Scheitellappen genetisch durch die Centralfurche geschehe, doch nicht diese, sondern die vordere Central- w in düng als hintere Grenze des Stirnlappens in Anspruch nahm, so stand er eben im Banne seiner Vorläufer, bei welchen von den vorgenannten Autoren bis zu Huschke9) und Gratiolet10) herunter der Begriff S tirnlappen gleich- bedeutend mit Stirnbeinlappen gehalten wurde. Erklärt doch Huschke (pag. 5) als Grundgedanken seiner Untersuchungen, dass „bestimmte Schädelknochen bestimmten Bezirken des Gehirnes entsprechen nnd ein Hirnorgan unter verschiedenen Umständen beim Menschen immer mit einem und demselben bestimmten Knochen in gleichem räumlichen Verhältnisse steht, und dass man folglich von der Grösse eines Schädelknochens auf die Aus- breitung einer bestimmten Hirngruppe zu schliessen berechtigt ist, und pag. 93, es entspreche der (vordere) aufsteigende Ast der Sylvi'schen Grube zugleich der Kranznaht der Lage nach und „man werde daher sicher gehen, wenn man, diesen Ast verfolgend, in seiner Richtung ^alle Windungen durchschneidet, und so viel auf das Vorder- oder Stirnhirn rechnet, „als von der Muschel des Stirnbeines und der kleinen Flügel aufgenommen wird. Vergegenwärtigen wir uns nun, dass bis zu Bischoffs Auftreten die Huschk e'schen und Gratiolet'schen Ansichten massgebend waren, welch letzterer ebenfalls die vordere Centralwindung als premier pli ascendant dem Scheitellappen zusprach, und seither nur erst Pansch11) den Begriff des Stirn- lappens bis zur Rolandspalte ausdehnte, unter einem aber überhaupt die nach seinem eigenen Geständnisse zwar tief in die ganze Anschauungsweise eingewurzelte Eintheilung des Gehirnes in fünf Lappen verwarf und seine „Primärwülste an 1*